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Foto: APA/EPA/GUARDIAN/GLENN GREENWALD/LAURA POITRAS

Um Lauschern das Handwerk zu erschweren, hat er die Tür seines Hotelzimmers mit Kissen abgedichtet. Setzt er sich an den Laptop, tarnt er sich mitsamt dem Gerät unter einer großen Kapuze, damit keine versteckte Kamera die Tastatur filmen kann. Nach draußen, in die Straßen Hongkongs, wagt er sich nach eigenen Worten fast nie. Dennoch wirkt Edward Snowden nicht wie ein Gehetzter auf der Flucht.

Normalerweise versuchen Whistleblower, Hinweisgeber, inkognito zu bleiben, solange es geht. Anders Snowden, der das Programm Prism aufdeckte, benutzt keinen Decknamen, sein Gesicht ist in Videos nicht verzerrt. Mit einer Selbstverständlichkeit, die auch Kritikern Bewunderung ab­nötigt, gesteht der 29-Jährige seine Tat.

Bis Mai saß der Analytiker an den Computern der NSA, stationiert auf Hawaii, fürstlich entlohnt mit 200.000 Dollar Jahressalär und offenbar ausgestattet mit Vollmachten, deren Fülle ihm selber Angst machte. Irgendwann habe er begriffen, dass Dinge von solcher Tragweite "von der Öffentlichkeit entschieden werden müssen, nicht von jemandem, den die Regierung angeheuert hat". Er klingt fast gleich wie Bradley Manning, dem lebenslange Haft droht, weil er Wikileaks diplomatische Depeschen zuspielte.

Da er in der Welt der Geheimen nie Gehör fand, sagte er zum britischen Guardian, habe er sich am 20. Mai in ein Flugzeug gesetzt und sei nach Hongkong geflogen, um nach und nach auszupacken.

Was seine Landsleute bisher über ihn wissen, sind höchstens Fragmente einer Biografie. Aufgewachsen im ländlichen North Carolina, eher lustlos an der High School, ließ sich Snowden 2003 von der Armee anheuern. Nach eigenen Worten brannte er auf einen Einsatz im Irak, um die Tyrannei zu ­bekämpfen. Bei einer Übung brach er sich beide Beine, sodass er daheimbleiben musste.

Von den Streitkräften wechselte er zur NSA, die ihn ein ­Gelände in Maryland bewachen ließ. Später ging er als Experte für Computersicherheit zur CIA, 2007 wurde er nach Genf delegiert, als Geheimdienstler mit Diplomatenpass. Das dort Erlebte habe ihm alle Illusionen geraubt, sagt Snowden, dennoch blieb er in der Schattenwelt. Ab 2009 arbeitete er bei einem mit der NSA verbandelten Privatunternehmen, das ihn auf eine Basis nach Japan schickte. Bei Booz Allen Hamilton, der Sicherheitsfirma, die sich um die technische Seite des Prism-Programms kümmerte, war er nach Angaben des Konzerns drei Monate lang beschäftigt. (Frank Herrmann, DER STANDARD, 11.6.2013)