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Die Eltern der Fünflinge sind fassungslos - seit der Geburt ihrer Kinder sind sie Zielscheibe rassistischer Hetze.

Foto: AP/VIT SIMANEK

Als die 23-jährige tschechische Romni Alexandra K. Anfang Juni gesunde Fünflinge zur Welt brachte, war es eine kleine Sensation. Noch nie zuvor waren in Tschechien Fünflinge ohne künstliche Befruchtung geboren worden. Die Wahrscheinlichkeit für eine natürliche Fünflingsschwangerschaft wird auf eins zu 50 Millionen geschätzt - dementsprechend groß war die Aufmerksamkeit. Tschechische Medien feierten die junge Familie und organisierten Spenden für die aus armen Verhältnissen stammenden Eltern.

Noch liegen die fünf Geschwister - vier Buben und ein Mädchen - in Brutkästen eines Krankenhauses in Prag, bald sollen sie die Intensivstation aber verlassen dürfen. Die Eltern sehen sich indes zunehmend mit rassistischen Beschimpfungen und Kommentaren auf Internetseiten und in Social-Media-Foren konfrontiert. Mehrere Nachrichtenportale haben deshalb die Postingforen zu Berichten über die Fünflinge gesperrt, schreibt die Roma-Nachrichtenseite romea.cz.

"Sozialhilfe-Jackpot"

Rechtsradikale Facebook-Gruppen mit Namen wie "Nation in Gefahr" schäumten in kürzester Zeit vor rassistischen Beschimpfungen über. Romafeindliche Kommentare tauchten aber auch umgehend auf Seiten von Mainstream-Nachrichtenportalen auf. "Warum die Aufregung? Das sind keine Tschechen, das sind Roma", war auf novinky.cz zu lesen. "Man sollte die ganze Familie nach Indien zurückschicken!"

Zahlreiche Leser unterstellten den Eltern, sie hätten die Fünflinge absichtlich gezeugt, um mehr Kindergeld beziehen zu können. Roma würden von Natur aus nicht arbeiten, sondern lieber Kinder bekommen. "Fünflinge? Das ist für die ein Sozialhilfe-Jackpot", war im Forum der großen Nachrichtenseite idnes.cz zu lesen.

Boykott-Aufrufe gegen Unterstützer

Die 23-jährige Mutter zeigte sich fassungslos über die Äußerungen. "Niemand kann Fünflinge planen. Wir wollten einfach ein Geschwisterchen für unseren Sohn", sagte sie der Zeitung "Pravo". Sie hätte es nicht für möglich gehalten, dass sie sich und ihre Familie nun verteidigen müsse.

Auch Unterstützer der Familie waren Drohungen und Beschimpfungen ausgesetzt. So wurde zum Boykott des Unternehmens Daniela Company aufgerufen, das der Familie zwei Kinderwägen gespendet hatte. Auf der Facebook-Seite des Unternehmens seien Anfeindungen und rassistische Kommentare gepostet worden, berichtete die Geschäftsführerin Daniela Caltová. "Zuerst war ich überrascht und dann nur noch traurig", sagte Caltová zu romea.cz. Sie sei von den romafeindlichen Reaktionen schockiert.

Foren gesperrt

Inzwischen haben zahlreiche tschechische Medien auf die rassistischen Äußerungen reagiert. In vereinzelten Zeitungskommentaren wurden die Beschimpfungen scharf verurteilt, große Nachrichtenportale wie aktuálně.cz und idnes.cz sperrten die Kommentarfunktion zu betreffenden Berichten. Von politischer Seite gab es zu den Vorfällen bisher keine Stellungnahme. (David Rennert, derStandard.at, 11.6.2013)