Die Kakaoproduktion in Westafrika ist ein hartes Geschäft, auf den Plantagen sind illegale Kinderarbeit und Kindersklaven keine Seltenheit

Wer hierzulande an Schokolade denkt, hat in erster Linie solche und ähnliche Wohlfühlbilder im Kopf. Nicht nur die Kleinen, aber ganz besonders sie verzehren gerne den süßen Snack.

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Schokohase, Schokonikolaus, Schokokrampus, Schokoladetafel, Schokoschirm: Was bei uns schon lange kein Luxus mehr ist, wird dort, wo der Rohstoff herkommt, unter zuweilen harschen Bedingungen hergestellt. Ganz abgesehen davon, dass Schokolade dort ohnedies für die meisten unerschwinglich ist. Wer würde etwa gerne Schokolade kaufen, wenn drauf stehen würde, dass die Kakaobohnen von Kindern geerntet werden?

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Dabei stehen die Chancen, so eine Schokolade zu kaufen, für Konsumenten gar nicht so schlecht: Rund 70 Prozent der weltweiten Kakaoproduktion stammen aus Westafrika. Auf den dortigen Plantagen sind nicht nur illegale Kinderarbeit, sondern auch Kindersklaven keine Seltenheit.

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Während in den Industrieländern mancherorts im Schokobad geschwelgt wird, gibt es also in den Produktionsländern des Rohstoffes - besonders in Côte d'Ivoire - einen florierenden Handel mit den Minderjährigen, die als Sklaven in der Produktion eingesetzt werden.

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Die Erkenntnis ist nicht neu: Weltweit sind Hunderttausende Kinder rund um die Produktion des Rohstoffes für den Süßstoff zugange. Vor weit über zehn Jahren haben sich die weltgrößten Schokoladeproduzenten verpflichtet, die Augen vor solchen Missständen nicht mehr zu verschließen. Zu finden sind sie heute allerdings weiterhin, beklagt die entwicklungspolitische Organisation Südwind.

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Die Zahlen, die die US-amerikanische Tulane Universität zusammentrug, könnten den süßen Genuss eher verderben: Demnach arbeiten 820.000 Kinder in Côte d'Ivoire und rund eine Million Kinder in Ghana auf Kakaoplantagen. Abgesehen von der Tatsache, dass ein Schulbesuch neben der Plantagenarbeit kaum denkbar ist, skizzieren Südwind und die Gewerkschaft Pro-Ge auch die Risiken, denen die Kinder ausgesetzt sind: Unsachgemäße Arbeit, Pflanzenschutzmittel und gefährliche Erntewerkzeuge.

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"Make Chocolate Fair" heißt die Kampagne, die nun Konsumenten wie Produzenten aufrütteln und bewegen soll: Die einen, sich für Fairness entlang der Wertschöpfungskette zu interessieren, die anderen, dafür auch zu sorgen. Denn auch die Strukturen in den Erzeugerländern sind dafür verantwortlich, dass sich wenig verändert, sagt Pro-Ge-Gewerkschafter Gerhard Riess. Riess sieht allerdings das System vor dem Umbruch. "Viele Jahrzehnte war es für Industriestaaten und multinationale Konzerne ganz einfach, Menschen aus dem Süden auszubeuten."

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Sinkende Erträge, Perspektivlosigkeit und Abwanderung in die Städte führen allerdings laut Riess dazu, dass immer weniger Kakao angebaut wird und der steigende Bedarf an Bohnen kaum noch gedeckt werden kann. "Erst jetzt reagieren die Konzerne. Zur Sicherung des Rohstoffes müssen sie rasch handeln und neben einer fairen Bezahlung, die Kakaobauern und Kakaobäuerinnen aktiv unterstützen, nachhaltigen Anbau zu betreiben, soziale Arbeitsbedingungen zu gewährleisten und ausbeuterische Kinderarbeit ein für alle Mal zu beenden."

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Und woran erkennt der kritische Konsument gute Schokolade? Vielleicht gibt es auf der Schokoladenpackung ein Logo, das nachhaltigen Kakaoanbau zusichert. Dann heißt es, sich durch den Gütesiegel-Dschungel durchzuschlagen. Fairtrade ist etwa eines der bekannteren Siegel, das die Einhaltung der internationalen Standards für fairen Handel garantiert. Das bedeutet etwa, dass dem Bauern ein Mindestpreis und vernünftige Arbeitsbedingungen zugesichert werden. In Sachen Kinderarbeit wird stichprobenartig geprüft.

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Garantie, dass Kinder ihre Händer nicht im Spiel hatten, gibt es aber nicht. Auch nicht beim Siegel Rainforest Alliance. Hier werden nachhaltige Anbaumethoden versprochen, bessere Arbeitsweisen, mehr Arbeitssicherheit, Umweltschutz, soziale Gleichstellung und bessere ökonomische Bedingungen für die Bauern. Manche Süßwarenriesen basteln sich ihr Siegel aber auch selbst, werben für firmeneigene Initiativen zur Unterstützung von Kakaobauern und zertifizieren sich quasi gleich selbst. (rb, derStandard.at, 11.6.2013)

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