Gondelbahnen sollen die prekäre Verkehrssituation in der Stadt Graz entlasten.

Foto: Holding Graz

Graz - Die einen besingen die Idee als Vision einer modernen, urbanen Mobilität, die anderen - wie die Opposition im Rathaus - halten das Ganze schlicht für eine Schnapsidee. Bürgermeister Siegfried Nagl (VP) solle nicht Wolken schieben, sondern sich gefälligst um die wirklich wichtigen Dinge von Graz kümmern, wettern oppositionelle Grüne und KP.

Nagl lanciert seit einigen Wochen wieder - gemeinsam mit Wolfgang Malik, dem Vorstandschef des stadteigenen Infrastrukturunternehmens Holding Graz, die Idee, Graz sollte sein eklatantes Verkehrsproblem praktisch einen Stock höher lösen: mit einem Gondelsystem in der City entlang der Mur und hinaus in den Westen zum neuen, für 12.000 Bewohner konzipierten Stadtviertel Reininghaus.

Bis Herbst will Malik detaillierte Pläne ausgearbeitet haben. Holdingchef Malik hat drei Ausbauvarianten auf seinem Tisch: In der ersten Baustufe sollte eine Gondelbahn vom Süden in die Innenstadt geführt werden. In einem zweiten Schritt könnte der Norden, in einem dritten der Flughafen angedockt werden.

Weiteres Gondelprojekt geprüft

Ob das Projekt "Murgondel" aber jemals realisiert wird, hänge ursächlich mit dem Bau des Mur-Kraftwerks zusammen, sagt Malik. Hier sind die Genehmigungsverfahren bereits in der Endphase, heißt es beim Projektbetreiber Energie Steiermark.

Unabhängig davon wird vorrangig ein weiteres Gondelprojekt geprüft. Es geht um die Anbindung des neuen Stadtviertels Reininghaus und der geplanten Klimaschutz-"Smartcity" an den Hauptbahnhof. "Wir überlegen hier nicht nur ein Gondelsystem, sondern auch die Möglichkeit von Schwebebahnen", sagt Malik.

Skepsis über "Luftprojekte"

Finanzieren sollen die "Luftprojekte" hauptsächlich Privatinvestoren. Malik: "Wir haben bereits Interessenten, weil das Ganze ja auch für den Tourismus hochinteressant wäre. Das zeigen internationale Beispiele. Gondeln sind auch schneller und effektiver als Busse oder Straßenbahn." 4000 Passagiere könnten da pro Stunde transportiert werden, mit der Bim nur 1500." Zahlen, die die Opposition allerdings bezweifelt.

Die Regierungspartner SP und FP sind jedenfalls skeptisch. KP und Grüne fordern Nagl auf, er solle "mit der Werbung für die Murgondel-Utopie aufhören" und sich endlich um den Ausbau des Straßenbahnnetzes bemühen. Bürgermeister Nagl aber bleibt unbeirrt. Er werde "an den Murgondelplänen festhalten". (Walter Müller, DER STANDARD, 12.6.2013)