Rom - Zwei Tage nach seiner Wahl zum neuen Bürgermeister sorgt Roms Stadtoberhaupt Ignazio Marino für Aufsehen. Der Mitte-links-Politiker, der sich bei den Kommunalwahlen am Sonntag gegen seinen Amtsvorgänger Gianni Alemanno durchsetzte, will das Gelände rund um das Kolosseum vom Autoverkehr befreien. Ab Mitte August soll die breite Via dei Fori Imperiali, die Achse entlang des Forum Romanum, die zum Kolosseum führt, zur Fußgängerzone werden, berichteten italienische Medien am Mittwoch.
Marino gab dem Druck des Umweltschutzverbands Legambiente nach, der tausende Unterschriften für eine Fußgängerzone rund um das Kolosseum gesammelt hatte. Für die römischen Autofahrer ist das eine Niederlage. Ihnen wird der Weg über die großen südlichen Einfallstraßen ins Zentrum versperrt, sie werden nicht mehr am Kolosseum in die Kurve gehen und schließlich auf der Via dei Fori Imperiali in den historischen Stadtkern brausen können. Mit Marinos Initiative soll das ehrgeizige Vorhaben schrittweise konkretisiert werden, große Teile Roms in eine insgesamt 2.500 Hektar umfassende archäologische Parklandschaft zu verwandeln.
Unter der Straße begraben
Roms Stadtplaner träumen davon, dass sich ein riesengroßer Grünstreifen quer durch die Stadt zieht. Vom Kapitol und dem Forum Romanum vorbei am Circus Maximus könnten Spaziergänger so bis vor die Stadtmauern zur Via Appia Antica und den Castelli Romani im Umland wandern. Die Kaiserforen, jetzt durch die Via dei Fori Imperiali zerschnitten, könnten in einen Park der Antike verwandelt werden. Die breite Straße sollte schmaler werden oder ganz verschwinden - zur Freude der Archäologen, die endlich mehr von den 2.000-jährigen Tempelresten bergen wollen.
Die Via dei Fori Imperiali ist ein Werk des faschistischen Diktators Benito Mussolini, der sie für seine Ruhmesparaden von der Piazza Venezia zum Kolosseum brauchte. Ein ganzer Stadtteil mit jahrhundertealten Häusern musste ihr weichen, rund 2.000 Menschen wurden umgesiedelt. Beim Abriss der Häuser kamen die Trümmer der antiken Kaiserforen zum Vorschein. Die Archäologen durften einen kurzen Blick auf die Zeugnisse abendländischer Geschichte werfen, bevor Mussolini sie 1932 unter dem Asphalt seiner Prachtstraße begraben ließ. (APA, 12.6.2013)