Wien - "Alkohol ist das Suchtmittel, das am meisten schädigt. Er schädigt jedes Organsystem", warnt Michael Musalek, Leiter des Anton Proksch Instituts in Wien. Schadensminimierung, könnte in Zukunft die Devise lauten. Ein Opiodrezeptor-Antagonist (Nalmefene, Anm. Red.), eine Substanz, die das Alkohol-Craving bei bestimmten Betroffenen reduziert, stellt eine mögliche neue Behandlungsform dar.

In psychiatrischer Hinsicht hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend die Erkenntnis durchgesetzt, dass Alkoholabhängigkeit in den meisten Fällen nicht die Grunderkrankung ist. 38 Prozent der Betroffenen haben als Basis eine schwere Depression, 36 Prozent eine Angststörung, 30 Prozent eine Panikstörung. "Die Suchterkrankung ist dabei die 'Ko-Morbidität. Jede Suchterkrankung beginnt dann mit einem Desaster," sagt Musalek.

Reduzierte Trinkmenge

Nalmefene ist seit den frühen 1970er-Jahren bekannt und wurde als Gegenspieler zum Opioid-Rezeptor im Gehirn entwickelt. Im März 2012 wurden beim Europäischen Kongress für Psychiatrie in Prag die Ergebnisse von drei klinischen Wirksamkeitsstudien mit fast 2.000 Patienten präsentiert. Bei täglicher Einnahme reduzierten die Betroffenen ihre Trinkmengen auf etwa ein Drittel. Es gibt Hinweise, wonach sich die Wirkung bei längerer Anwendung noch erhöht. (red/APA, 12.6.2013)