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Beppe Grillo ist nach mehreren Misserfolgen bei Wahlen angeschlagen.

Foto: EPA/ANGELO CARCONI

Das Desaster bei den jüngsten Gemeindewahlen in Italien stürzt die meisten Parteien in arge Turbulenzen. Vor allem in Beppe Grillos Fünf-Sterne-Bewegung stehen die Zeichen auf Sturm. Der ehemalige Satire-Star schloss die Senatorin Adele Gambaro aus, weil sie die aggressive Tonart seines Blogs kritisiert hatte: "Die Folgen müssen wir Parlamentarier ausbaden. Grillo ist das eigentliche Problem der Bewegung."

Der Parteigründer startete umgehend eine Umfrage im Internet, bei der ihm über 1000 Anhänger den Rücken stärkten, die 48-jährige Gambaro hingegen an den verbalen Pranger stellten. Daraufhin forderte Grillo die Senatorin auf, die "Partei schnellstmöglich zu verlassen".

Gerüchte über Abspaltung von Abgeordneten

Nach dem jüngsten Fraktionsaustritt von zwei anderen Grillo-Parlamentariern sorgte diese Entscheidung für neuerliche Empörung in der Fünf-Sterne-Bewegung. Indiskretionen zufolge erwägt eine größere Gruppe von Abgeordneten, die Fraktion der Protestpartei zu verlassen.

Obwohl Grillo selbst kein gewählter Parlamentarier ist - er ist seit einem Verkehrsunfall mit Todesfolge 1981 vorbestraft und daher nicht passiv wahlberechtigt -, trifft er alle wichtigen Entscheidungen. Er ist der Rechteinhaber des Parteilogos und des Blogs, der als Sprachrohr der Bewegung gilt.

Für massive Kritik sorgte auch die Verharmlosung der schweren Wahlniederlage bei den Kommunalwahlen, die von Fraktionssprecher Nicola Morra als "Wachstumskrise" beschönigt wurde.

Massiver Absturz in Hochburgen

In Catania, Messina und Syrakus, wo die Fünf-Sterne-Bewegung noch vor knapp vier Monaten bei der Parlamentswahl über 30 Prozent der Stimmen erhalten hatte, verfehlte sie diesmal den Einzug in die Gemeinderäte mit Stimmenanteilen unter fünf Prozent.

Auch in der rechtskonservativen Allianz sorgt das Wahldebakel für Debatten. Silvio Berlusconi hat ein Dreierteam beauftragt, eine Reform seiner aktuellen Partei Volk der Freiheit nach dem Vorbild von Forza Italia vorzubereiten, mit der er 1993 in die Politik eingestiegen war. Der Cavaliere besteht nun auf einer Abtrennung von der ehemaligen Nationalen Allianz um den römischen Wahlverlierer Gianni Alemanno.

Streit in Lega Nord

Die rechtspopulistische Lega Nord will indes ihren internen Zwist auf einem Sonderparteitag lösen, bei dem ein neuer Parteichef gewählt werden soll. Am Wochenende verloren sie in Venetien und in der Lombardei alle elf Stichwahlen. Parteigründer Umberto Bossi fordert nun den Rücktritt von Roberto Maroni. Die Lega hatte bereits bei den Parlamentswahlen im Februar die Hälfte ihrer Stimmen eingebüßt. (Gerhard Mumelter, DER STANDARD, 13.6.2013)