Wo man sich wieder trifft: Radler, Autofahrer und Fußgänger auf einem Fleck.

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Alberto Castro erforscht, wie der Fahrradverkehr verbessert werden kann.

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Viel Lärm um nichts? Nach 20 Jahren Verkehrsplanung ist der Anteil der Autofahrer in Karlsruhe noch immer derselbe.

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Das Auto als heilige Kuh: "Würde man einen Parkplatz durch Fahrradständer ersetzen, wäre der Fußweg nicht mehr blockiert", zeigt Castro ein Beispiel.

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Von den mehr als hundert Veranstaltungen der Velo-City-Konferenz in Wien beschäftigen sich drei auch mit dem Zu-Fuß-Gehen. Der Workshop des Verkehrsplaners Alberto Castro über "Interactions between Pedestrians and Cyclists" war am Mittwoch einer davon.

"Wenn der Radverkehr in einer Stadt gefördert wird, entstehen neue Konfliktherde - zum Beispiel mit Fußgängern", eröffnete die Diskussion. Am Ende ging es dann weniger um den Konflikt zwischen Fußgängern und Radfahrern als darum, dem Auto seinen lange etablierten Platz streitig zu machen.

Radwege durch Fußgängerzonen

"Unser Ziel muss immer sein, den Anteil an Autos am Straßenverkehr zu verringern", sagt Castro. Als Negativbeispiel zeigt er ein Bild der Stadt Karlsruhe in Deutschland. Hier hat sich in 20 Jahren Verkehrsplanung der Anteil an Radfahrern zwar um drei Prozent erhöht, allerdings auf Kosten der Fußgänger. Der Anteil an Autofahrern ist gleich geblieben.

Die Stadt Graz ist ebenfalls ein Beispiel. Was den Anteil an Radfahrern angeht, liegt sie für Castro bei vorbildlichen 16 Prozent. Die 45 Prozent Autofahreranteil würden diese Zahl jedoch wieder relativieren.

Der Verkehrsplaner belegt seine Thesen mit zahlreichen Bildern, auf denen Radwege mitten durch Fußgängerzonen führen, sich Passanten auf lächerlich schmalen Fußwegen drängen oder Fahrradabstellplätze Wege versperren. Gleich daneben breiten sich großzügige Straßen und Parkplätze aus.

Auf Kosten der Autos

"Das Platzproblem in großen Städten ist relativ", sagt Castro. Für ihn ist klar: Soll der Anteil an "nachhaltiger" Fortbewegung gefördert werden, muss das letztendlich auf Kosten des Autoverkehrs geschehen. Fußgänger am Ende zu Verlierern zu machen hätte Auswirkungen auf alle Stadtbewohner, so Castro, schließlich würden nicht zuletzt Fußgängerzonen das urbane Lebensgefühl verbessern.

Tatsächlich gebe es aber einige Maßnahmen, um Fußgänger zu schützen. So wäre eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h in Innenstädten denkbar, so Castro. Der Verkehrsexperte fordert vor allem mehr planerische Sorgfalt, die Förderung von Fußgängerbereichen und klare Verkehrsregeln, die Radfahrer- von Fußgängerbereichen trennen. Alles keine neuen, aber überaus wirksame Ideen, wie der ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiter der TU Wien meint.

Als positives Beispiel führt Castro das südlich von Wien gelegene Mödling an. Damit die Radfahrer nicht in die Fußgängerzone einfahren, wurden in der Stadt Schilder angebracht, die die Radfahrer in eine Nebenstraße umleiten. Für den Verkehrsexperten ein gutes Beispiel dafür, wie Konflikte vermieden werden können. (Michel Mehle, derStandard.at, 13.6.2013)