Wien - Töten kann man auch öffentlich-rechtlich. "Wir nehmen uns Zeit, Gewalt zu problematisieren". "Keiner unserer Polizisten schießt wie Django." Da kommt der eigen- oder coproduzierte Polizist nicht über die erschossene Kollegin hinweg - "und nicht so einfach wie Bruce Willis". Davon kauft eine andere ORF-Abteilung mehr ein, als Heinrich Mis produzieren kann.
Mis, Chef der Hauptabteilung Fernsehfilm und Schlüsselfigur für die Produktionsbranche, erklärt den Publikumsräten des ORF am Mittwoch, was er so tut zwischen Winzerkönig und Aufschneider. Im Herbst etwa eine " Literaturverfilmung", fünfter Teil um den Weinviertelkriminesers Simon Polt. Für 2014 nahm sich Mis eine neue Produktion "vom Schlag Braunschlag" vor.
Aber für 2014 steht ja noch und jedenfalls bis nach der Nationalratswahl die Zusicherung einer Parlamentsmehrheit aus: für die Gebührenabgeltung des Bundes, heuer noch 30 Millionen Euro.
Filmwunder auf drei Beinen
Mis' Auftragnehmerverbände laden Freitag zur nächsten Pressekonferenz für Refundierung. Sie präsentieren eine Studie von Michael Paul (Beratungsfirma paul und collegen) über Konsequenzen von "Kahlschlag statt Braunschlag" (ein früheres Motto). Paul errechnet laut Einladung die Konsequenzen von 30 Millionen Refundierung weniger und insgesamt 80 Millionen vom ORF definierter Sparnotwendigkeit (rund 25 davon kosten Olympische Winterspiele und Fußball-WM). Deshalb drohe "ein Verlust von insgesamt 2000 Arbeitsplätzen", heißt es in der Ankündigung.
Erst auf Nachfrage von Publikumsrätin Eva Blimlinger äußert sich Mis über Perspektiven, wenn die Refundierung wegfällt: "Furchtbar." Und: " Aus dem österreichischen Filmwunder - whatever that is - würde von einem vierbeinigen Sessel ein dreibeiniges Stockerl". Näheres möge der General oder der Finanzdirektor sagen, die budgetieren.
Eckpunkte nächsten Donnerstag
"Noch im Budgetprozess" sind sie, sagt General Alexander Wrabetz da: " Davon wird abhängen, wie furchtbar es wird ohne Refundierung." Nächsten Donnerstag sollte der Stiftungsrat wesentliche Eckpunkte des Budgets erfahren.
Auch die ORF-Strategie wird dann noch nicht fertig sein, erklärt Wrabetz den Publikumsräten. Ihr Ausschuss über Unternehmenspolitik bekam einen " rudimentären Bericht" dazu, moniert Eva Blimlinger (Grüne) und verlangt " zumindest eine Diskussion vor dem Beschluss des Stiftungsrats". Ratsvorsitzender Hans Preinfalk (SP) setzte den Ausschussbeschluss nicht auf die Tagesordnung - "jenseitig", findet Andreas Kratschmar (VP).
Wrabetz versprach Eckpunkte der Strategie, verschwand dann aber länger, um "mit dem Executive Board der EBU (Europäische Rundfunkunion) den griechischen Rundfunk zu retten".
Einigkeit beim Formulieren der Ratsresolution zum Thema. Kratschmar: " Ich möchte keine Werbung für Staatsfunk machen." Wrabetz: "Ich halte das für wichtig." (fid, DER STANDARD, 13.6.2013)