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Heftige Grabenkämpfe in Großraming: Im "Pechgraben" sind nach den Regen­fällen die Erdmassen in Bewegung, beinahe ein halber Quadratkilometer Fläche könnte ab­rutschen.

Foto: APA/DIE.WILDBACH

Linz/Wien - Die Klagsdrohung mehrerer Mühlviertler Bürgermeister in Zusammenhang mit der jüngsten Hochwasserkatastrophe zeigt jetzt offenbar Wirkung: Oberösterreichs Umweltlandesrat Rudi Anschober (Grüne) hat eine externe Expertenkommission mit der Prüfung der umstrittenen Vorgänge in der Nacht von Montag auf Dienstag vor einer Woche an den Schleusen der Kraftwerke Aschach und Ottensheim beauftragt.

Der Vorwurf der Bürgermeister naher Gemeinden: Man habe die Schleusen der Kraftwerke geöffnet und bestimmte Orte "volllaufen lassen", um Linz und das "Millionenprojekt" Machlanddamm zu schützen. Jetzt überlegen die Ortschefs eine Klage gegen unbekannt. Man wolle nämlich nicht mehr zuschauen.

"Wir wurden bereits 2002 brutal angelogen, und man hat uns jetzt brutal absaufen lassen", ärgert sich Josef Eidenberger, SP-Bürgermeister der Mühlviertler Gemeinde Walding, im Gespräch mit dem STANDARD. Bei der Prüfung der massiven Vorwürfe will Anschober ganz offensichtlich jeden Hauch von Befangenheit bereits im Vorfeld abwenden. Beauftragt wurde mit der Prüfung nämlich die Universität im deutschen Kassel. Konkret die Experten der Fachrichtung Wasserbau und Wasserwirtschaft.

Hangrutsch in Großraming

Anschober selbst sieht "derzeit noch keinen Hinweis auf eine Manipulation". Aber es gebe eben "massive Vorwürfe", und die gelte es jetzt entsprechend zu prüfen. Und es sei auch - "nachdem die Fakten auf dem Tisch liegen" - ein Gespräch mit dem Kraftwerksbetreiber Verbund angedacht.

Dort ist man sich - zumindest aus heutiger Sicht - keiner Schuld bewusst: Man habe sich "strikt an die behördlich erlassene Wehrbetriebsordnung gehalten."

In Großraming (Bezirk Steyr-Land) kämpft man derzeit abseits des grünen Tisches mit den "Nachwehen" der Hochwasserkatastrophe. Die Wassermengen haben nämlich in den "Pechgraben" ordentlich Bewegung gebracht. Ein Teil des Hanges rutscht auf einer Fläche von einem halben Quadratkilometer talwärts. In der Gefahrenzone befinden sich 16 Häuser. Diese seien jedoch nicht bedroht, solange eine Verklausung eines Baches in dem Areal verhindert werden könne, erläutert Wolfgang Gasperl, Leiter der Wildbach- und Lawinenverbauung in Oberösterreich. Im Einsatz stehen seit gestern, Mittwoch, auch 38 Mann des Bundesheeres mit einem Hubschrauber.

Einen Hangrutsch dieses Ausmaßes hat es bisher nur in zweimal in Österreich gegeben: im Gschliefgraben in Gmunden in Oberösterreich und in Sibratsgfäll (Bezirk Bregenz) in Vorarlberg.

Milliarde für mehr Schutz

Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) betonte am Mittwoch, dass das finanzielle Ausmaß der Flutkatastrophe noch nicht endgültig feststehe. Klar sei aber, dass es geringere Schäden als beim Hochwasser 2002 gegeben habe. Um den Schutz weiter auszubauen, sollen in den kommenden Jahren Mittel in Höhe von einer Milliarde Euro aufgewendet werden.

Als Soforthilfe werden den Feuerwehren 95 Millionen zur Anschaffung für Geräte zur Verfügung gestellt. Zudem werde man sich an die EU um Mittel aus dem Solidaritätsfonds wenden. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, 13.6.2013)