Wie würde ein ORF aussehen, könnte man ihn auf jener grünen Wiese neu erfinden, die für solche Neugründungen als Bild herhalten muss? So hat Gerhard Zeiler ein ORF-Konzept von Unternehmensberatern beschrieben, das der legendäre Langzeitgeneral Gerd Bacher Zeiler im Tresor hinterließ, als er ihm 1994 an der Spitze des Küniglbergs Platz machte.
Solche grünen Wiesen haben wirtschaftlich viel Charme. Mit einer klaren strategischen Vision aus einem über reiche Jahrzehnte von Bacher groß, zu groß für Österreich gemachten ORF einen modernen, wohl schlankeren Rundfunk zu machen, der sich auf seine zentrale Aufgabe konzentrieren kann: öffentlich-rechtliches Programm, wie und auf welchen Kanälen Gesellschaft, Gesetzgeber, Gerichte, Aufsichtsräte, Management das definieren. Aber auf der gemeinsamen Basis, dass es Programm als öffentliche Aufgabe geben soll. Mit von wirtschaftlichen Interessen ebenso unabhängigem Journalismus wie von politischen. So nah man diesem Ideal eben kommt.
Politik freilich, so pauschal, wie das Wort klingt, steht unter dem Generalverdacht, das exakte Gegenteil zu wollen. Doch die Nea Dimokratia hat selbst ihre Koalitionspartner damit überrascht, wie "barbarisch" (ein griechischer Ökonom) sie ohne öffentliche Debatte beim griechischen Staatsfunk den Stecker zog. Das klingt weit weg von idealem, staatsfernem Rundfunk, auf welcher Wiese auch immer. (Harald Fidler, DER STANDARD, 13.6.2013)