Tunis/Paris- Wegen einer barbusigen Protestaktion in Tunesien sind eine deutsche und zwei französische Femen-Aktivistinnen nach Auskunft eines ihrer Anwälte zu vier Monaten Haft verurteilt worden. Die Frauen sollten "wegen unzüchtigen Verhaltens vier Monate und einen Tag" im Gefängnis verbringen, sagte der Anwalt Souheib Bahri am Mittwoch. Sie hatten Ende Mai vor dem Justizpalast in Tunis mit nacktem Oberkörper gegen die Inhaftierung einer anderen Femen-Aktivistin protestiert.

Die Chefin der feministischen Organisation, Inna Schewtschenko, bezeichnete das Urteil als politische Entscheidung. "Wir sind nach diesem sehr harten Urteil sehr wütend", sagte sie. Die Femen-Mitglieder würden ihre Aktionen in Tunesien ausweiten, kündigte Schewtschenko telefonisch aus Paris an. Das Land sei diktatorisch.

Auch der französische Anwalt der Aktivistinnen, Patrick Klugman, nannte den Urteilsspruch extrem hart. Es handle sich um "einen schweren Angriff auf die freie Meinungsäußerung".

Das Gerichtsverfahren gegen die Deutsche Josephine M. und die Französinnen Margaret S. und Pauline H. war auch Thema beim Besuch des tunesischen Ministerpräsidenten Ali Larayedh in Berlin in der vergangenen Woche. Die deutsche Kanzlerin sagte dabei nach eigenen Angaben, "dass wir auf einen fairen und vernünftigen Umgang in rechtsstaatlichen Verfahren hoffen".

Die Protestaktion der drei Frauen am 29. Mai richtete sich gegen die Inhaftierung der Femen-Aktivistin Amina Sboui. Die Tunesierin war am 19. Mai in Gewahrsam genommen worden, weil sie gegen eine Versammlung von Salafisten protestiert und auf eine Mauer nahe einem Friedhof in Kairouan das Wort "Femen" geschrieben hatte. (APA, 12.6.2013)