Beim Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 ist der Weg zum Ausstieg der beiden Großaktionäre nun vorgezeichnet: Die Hauptversammlung der Senderkette soll am 23. Juli in München die Zusammenlegung von Stamm- und Vorzugsaktien beschließen, wie aus der am Mittwoch veröffentlichten Einladung hervorgeht. Auch die Stammaktien sollen dann an der Börse notiert sein.

Damit kommen die Finanzinvestoren KKR und Permira nur noch auf einen Stimmrechtsanteil von 44 Prozent; bisher haben sie mit 88 Prozent der Stämme praktisch allein das Sagen. Nun bleibt ihnen Finanzkreisen zufolge nur noch der Weg, ihre Aktien nach und nach an der Börse zu platzieren. Damit können sie noch auf weiter steigende Kurse warten. Am Mittwoch schlossen ProSieben mit 32,61 Euro nahe ihrem Jahreshoch.

Blue-Chip-Index Dax

Mit einem steigenden Streubesitz könnte die ProSieben-Aktie mittelfristig ein Kandidat für den Blue-Chip-Index Dax werden. Wären die Stämme heute schon börsennotiert, läge die Marktkapitalisierung der Aktie bei mehr als sieben Milliarden Euro. Bisher zählen für die Index-Zugehörigkeit aber nur die Vorzüge, die 50 Prozent des Grundkapitals ausmachen.

Mit einem Käufer für das Aktienpaket von KKR und Permira vor der Hauptversammlung rechnen Insider nicht mehr. Die Eigentümer hätten schon im Frühjahr über die Investmentbank J.P. Morgan das Interesse dafür ausgelotet - aber vergeblich, sagte ein Insider. "Da wird keiner mehr um die Ecke kommen", sagte ein anderer. Aber nach dem Aktionärstreffen ist ProSiebenSat.1 - dann ohne eine Mehrheit der Stimmrechte - für einen strategischen Käufer oder einen anderen Finanzinvestor unattraktiv.

Zustimmung der Stammaktionäre

Im Februar hatten sich KKR und Permira für 485 Millionen Euro von ihrem Bestand an ProSieben-Vorzügen komplett getrennt. Bereits das war als Einstieg in den Ausstieg verstanden worden und als Hinweis, dass sie sich über die Börse von ihrem Engagement trennen wollen. Das Geld verwendeten die Finanzinvestoren, um den Schuldenberg ihrer gemeinsamen Holding Lavena abzubauen. Die Vorzugsaktien haben auf der Hauptversammlung in der Regel kein Stimmrecht und bekommen dafür eine minimal höhere Dividende - für 2012 sind es zwei Cent mehr als die Ausschüttung an die Stämme. Der Zusammenlegung der beiden Aktiengattungen müssen allerdings auch die Inhaber der Vorzugspapiere mit 75 Prozent zustimmen.

Die Zustimmung der Stammaktionäre darf vorausgesetzt werden. 88 Prozent liegen bei Lavena, die restlichen zwölf Prozent beim niederländischen Medienhaus Telegraaf. (APA, 13.6.2013)