Leute, sagt, was ihr wollt, solange es der Mann, der sich in der Küche abgemüht hat, als Lob verstehen kann.

Foto: Andrea Maria Dusl

Pro: Lobet den Herrn
Von Otto Ranftl

Uiiii! Da pfeift das Meerschwein! Braucht einer nur "Leckerbissen" sagen, ob dann ein Salatherz nachkommt oder nicht, es wird gellend freudiger Fresserwartung Ausdruck gegeben. Das Haustier, von dem wir hier reden, ist in zweiter Generation Österreicherin, Niederösterreicherin gar, es lässt sich behaupten: Teutonische "Lecker"-Anklänge können ihm nicht im Blut liegen. Das ist bemerkenswert: Das Viecherl reagiert von Natur aus positiv auf "Lecker-Bissen". Gut, wir haben nicht nachgeprüft, ob ein substantivisches oder adjektivisches "Lecker"-Verständnis vorliegt. Und wahrscheinlich wäre das Tier auch auf andere Reizworte zu konditionieren gewesen - "Gaumenfreude" schien uns aber zu gespreizt.

"Lecker" also. Im österreichischen Deutsch findet sich das nicht. Das schmerzt - aber würde es dem Koch nicht noch mehr wehtun, legte der Gast wortlos nach der ersten Portion das Besteck zur Seite? Leute, sagt, was ihr wollt, solange es der Mann, der sich in der Küche abgemüht hat, als Lob verstehen kann.

Kontra: Leck ...
Von Michael Freund

Ich weiß. Ich kenn die Argumente. Sprache ist etwas Lebendiges, sie entwickelt sich, man kann sie nicht festhalten. Altmodisches wird vergessen, Neues wird Mode. Anglizismen zum Beispiel: nicht zu stoppen, wie Minister Jack Allgood, Pardon, Jacques Toubon erfahren musste, der wackere und chancenlose Statthalter der Frankofonie. Auch dass Tomaten langsam die Paradeiser verdrängen, ist mir eigentlich wurscht (wenn auch nicht piepegal).

Aber lecker?! Lecker ist ein Attribut, an dessen Anfang man ans Götzzitat denkt und am Ende weiß, warum. Weil mit diesem TV-Import alles und nichts gepriesen wird, ein Stollwerck-Zuckerl genauso wie ein ganzes Wildschwein. Meine jungen Verwandten in Berlin haben einmal einen Bordeaux-Wein als lecker bezeichnet. Zur Strafe mussten sie lernen, was "Oida, reiß des Blech auf!" bedeutet.

Leckerli: Das geht, das ist liebenswürdig helvetisch und bezeichnet wenigstens etwas Spezifisches, süßes Kleines. Aber lecker?! Give me a break! (Rondo, DER STANDARD, 14.6.2013)