Finden Sie die Preisschraube: Teile des ersten Manufaktur- Kalibers FC-910 von Frédérique Constant.

Foto: Hersteller

Der Classics Manufacture Worldtimer, vorgestellt auf der Baselworld 2013.

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Französische Namen kommen gut an, zumal in der Uhrenbranche, dachten sich Peter und Aletta Stas. Deshalb musste das holländische Unternehmerpaar gar nicht lange grübeln, welchen Namen sie ihrem gemeinsamen Baby geben sollten: Frédérique Constant - die Mittelnamen ihrer Urgroßeltern. Aletta steuerte "Frédérique" bei, Peter "Constant". Damit hatte man neben einem wohlklingenden Markennamen auch gleich eine kleine Geschichte mitverpackt. Folgerichtig kam als Firmenlogo nur das Wappen der Familie Stas infrage. Ein Vierteljahrhundert ist diese Episode nun her.

Nachzulesen ist dies in dem 500 Seiten starken Wälzer "Lebe Deine Leidenschaft. Aufbau einer Uhrenmanufaktur" (gerade erschienen im Ebner-Verlag Ulm), der die Geschichte von Frédérique Constant und auch jene der mittlerweile zum Unternehmen gehörenden Uhrenmarken Alpina (2002 übernommen) und Atelier de Monaco (2009 übernommen) erzählt. Damit schufen die beiden eine bekannte und anerkannte Luxusuhrenmarke. Die Geschichte von Frédérique Constant ist letztendlich auch ein Lehrstück dafür, wie man sich als unabhängiger Hersteller in einem hartumkämpften und von großen Marken bestimmten Markt durchsetzt und reüssiert.

Erschwinglicher Luxus

"Dazu zählt unsere Philosophie, erschwinglichen Luxus zu produzieren", erklärt Peter Stas im Gespräch mit dem STANDARD. Tatsächlich kosten die meisten Uhren der Marke - es gibt natürlich auch Ausreißer nach oben - zwischen 700 und 3000 Euro. Das ist auch deswegen bemerkenswert, weil sich viele Konkurrenzmarken mittlerweile komplett aus dem Einstiegs- und mittleren Preissegment verabschiedet haben.

Quarzbetriebene Uhren mit klassischem Gehäuse- und Zifferblattdesign waren schließlich eine Marktlücke für die junge Firma, eine andere waren automatische Uhren zu konkurrenzlos günstigen Preisen. Wie ist das möglich? "Durch konsequente Modernisierung der Fertigungsprozesse", antwortet Stas knapp. Das ist der Grund, warum sein Unternehmen heute Automatikuhren anbieten kann, für die man bei einem anderen Hersteller bei vergleichbarer Technik leicht den doppelten bis dreifachen Preis zahlt. Anders als andere Marken steckt Frédérique Constant auch kaum Geld in große Marketingkampagnen. Man wolle weiterhin auf dieses Segment setzen, sagt Stas und wirft einen Blick in die Zukunft: "Da ist noch Luft nach oben. Momentan produzieren wir 110.000 bis 130.000 Stück pro Jahr. Mittelfristig wollen wir uns auf 150.000 bis 170.000 Stück steigern."

Quarzkrise

Dabei lief das Geschäft, das das Ehepaar Stas aus seiner Passion für Uhren heraus aufgezogen hat, anfangs nur nebenbei. Denn 1988 war Peter noch bei Philips beschäftigt und in Hongkong stationiert. Damals war die Quarzkrise, die die gesamte Uhrenindustrie umkrempeln sollte, auf ihrem Höhepunkt. 1992 stellte man die ersten fünf, ganz klassisch designten, hochwertigen Quarzuhren vor, seitdem ist die Marke stetig gewachsen, jährlich zwischen 25 und 30 Prozent. Seit 2004 ist Frédérique Constant auch eine Manufaktur. Produziert wird im Genfer Uhrenindustrievorort Plan-les-Ouates.

Das Marktumfeld sei schwieriger geworden, sagt Stas. Die zunehmende Konzentration setze auch seinem Unternehmen zu: "Wenn in einem Shop die Uhren eines bestimmten Konzerns verkauft werden, haben wir kaum eine Chance mehr, dort sichtbar zu sein", schildert er, wie manche Händler von der Konkurrenz unter Druck gesetzt werden. Sich dem zu widersetzen funktioniere wiederum über Qualität zum vernünftigen Preis: "Die meisten Juweliere sind Familienunternehmen. Von Familienunternehmen zu Familienunternehmen kann man auf Augenhöhe reden", sagt Stas und fügt nicht ohne Genugtuung hinzu: "Außerdem können wir eine höhere Marge anbieten als Marken, die zu einem großen Konzern gehören." (Markus Böhm, Rondo, DER STANDARD, 14.6.2013)