Rostock -  Forscher in Deutschland entwickelten eine Art weiterentwickelte Blutreinigung (Dialyse) durch ein Unterstützungssystems außerhalb des Körpers, um Patienten mit Blutvergiftung (Sepsis) besser behandeln zu können. Das Prinzip: Wie in einem Teebeutel wird in dem Gerät entlang einer Membran das kranke, mit Gift- und Abfallstoffen belastete Blutplasma des Patienten mit gesunden Immunzellen eines Spenders mit gleicher Blutgruppe in sehr engen Kontakt gebracht.

Immunsystem "auf Kur"

"Diese Immunzellen sind heiß und wollen sich in den Kampf stürzen", sagt Mitentwickler Steffan Mitzner. Die Spenderzellen kämen dabei aber nie in den Körper der Patienten. So kann es auch nicht zu einer Abwehrreaktion kommen.In jeweils mehrstündigen Umläufen holen die gesunden Immunzellen die Giftstoffe aus dem Blut der Patienten. Und nicht nur das - sie geben auch immunaktivierende Substanzen ab, die zur Genesung beitragen. Im Blut der Patienten sei ein signifikanter Anstieg von entsprechenden Markern festgestellt worden, ergänzte der Experte. Das Immunsystem der Patienten könne für Stunden oder wenige Tage "auf Kur" gehen und sich in dieser Zeit regenerieren.

Nach Worten des Jenaer Sepsis-Experten Michael Bauer spielt die Sepsistherapie außerhalb des Körpers eine erfolgversprechende Rolle bei der künftigen Behandlung. Vor allem die Abgabe der immunaktivierenden Substanzen sei spannend: "Wir haben erkannt, dass die Sepsis auch einen komplexen Immundefekt darstellt und, dass das Immunsystem stimuliert werden muss."

Ermutigende Ergebnisse

Die Ergebnisse von Tierversuchen und einer ersten klinischen Studie an 20 Patienten seien ermutigend, betonte Mitzner. Während die Sterblichkeit bei schwerer Sepsis bisher je nach Ursprungserkrankung bei etwa 60 Prozent liegt, hätte sie bei den Rostocker Patienten 35 Prozent betragen. Schon nach einem Umlauf stabilisiere sich der Kreislauf, eine grundlegende Voraussetzung für die weitere Genesung. (APA/red, derStandard.at, 13.6.2013)