Räder im Flur erwünscht. Die "Bike City" ist so konstruiert, dass Fahrräder vor der eigenen Wohnungstür geparkt werden können.

Foto: michael szeiler

Ein öffentlicher Fahrradkeller. In Eindhoven können Zugreisende und Stadtbummler ihr Rad unterirdisch parken.

Foto: herbert tiemens

Die unterirdische Radgarage bietet 2.000 Stellplätze. Ab Acht Uhr Abends ist hier aber Betriebsschluss. Fahrräder können dann erst wieder am nächsten Morgen abgeholt werden.

Foto: herbert tiemens

Ein paar Fahrräder stehen dann doch am Balkon. Aber in Michael Szeilers "Bike City" in Wien ist das die Ausnahme. Der Gebäudekomplex mit 99 Wohnungen fasst rund 380 Parkplätze; 50 für Autos und 330 für Fahrräder. Geschlossene Räume für Räder finden sich in jedem Stockwerk. Dazu gibt es extra Abstellplätze neben den Wohnungstüren.

Das ganze Gebäude wurde so geplant, dass es fahrradfreundlich ist. Die Flure sind breit und mit Stangen zum Anketten der Räder ausgestattet. Die Lifte haben Platz für drei Personen und drei Fahrräder.

Not macht erfinderisch

"Nur wenn die Kinder morgens zur Schule müssen, gibt es Stau im Lift", sagt Michael Szeiler. Der Verkehrsplaner der Firma Rosinak und Partner lebt seit einigen Jahren selbst in der "Bike City". Aus einer Studie, die er den Teilnehmern der internationalen Velo-City-Konferenz in Wien vorstellte, wird ersichtlich, dass mit der Wohnanlage nicht nur das Parkplatzproblem gelöst wurde. Die fahrradfreundliche Gebäudeplanung fördert zudem das Radfahrverhalten ihrer Bewohner.

Die "Bike City" befindet sich am rechten Donauufer, außerhalb des Stadtkerns, und wurde eigens im Hinblick auf das Fahrrad geplant. Wo Fläche bereits verbaut ist, sind solche Konzepte kaum umsetzbar - und das betrifft den Großteil Wiens und anderer Großstädte.

Doch Not macht erfinderisch. Herbert Tiemens, Verkehrsplaner in der Verwaltung der Region Utrecht, stellte ein Konzept vor, um Platz zu schaffen, wo bisher keiner war. Das Parkprojekt "18.-September-Platz" liegt in der größten Fußgängerzone der niederländischen Stadt Eindhoven.

Tausende Menschen strömen täglich über den Platz, über ein Fahrrad stolpert dabei aber niemand. Diese parken nämlich unterirdisch. Durch eine futuristische Röhre erreichen Parkplatzsuchende eine Tiefgarage, die gratis Stellplätze für rund 2.000 Fahrräder bietet.

Parkkonzept für die Wiener Innenstadt

Antje Hammer vom Baseler Bau- und Verkehrsdepartment genügt es dagegen nicht, nur die öffentlichen Fahrradparkplätze auszubauen. Gemeinsam mit der Stadtverwaltung hat sie eine Richtlinie in die Wege geleitet, die Architekten und Bauträger verpflichtet, Neubauten mit privaten Fahrradparkplätzen auszustatten. Wenn die Gesetzesänderung im Parlament beschlossen wird, werden Neubauten in Basel ab Juni 2014 mit solchen Parkplätzen bestückt.

Auch für die Wiener Innenstadt überlegt man neue Konzepte. Eines, dass vielleicht bald an den Start geht, ist "meine Fahrradgarage" des Architekten Herbert Bork. Er will leer stehende Geschäfte und Garagen nutzen, um zusätzliche Fahrradabstellplätze in der Innenstadt zu schaffen.

Eine Mitgliedschaft könnte zwischen zehn und 15 Euro im Monat kosten. Dafür wäre ein trockener und diebstahlgeschützer Raum im Zentrum verfügbar. Dieses Jahr soll die erste Fahrradgarage eröffnet werden. Dann könnten auch heimische Balkone wieder fahrradfrei werden. (Michel Mehle, derStandard, 16.06.2013)