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Auf eigenen Wunsch wird Tengg mit Ende Juli als Geschäftsführer bei Mastertalk ausscheiden

Foto: Reuters/Prammer
Wien - Nachdem das Bündelfunkprojekt "Adonis" für die heimischen Blaulichtorganisationen vorerst gescheitert ist, legt der Chef des Adonis-Betreibers Mastertalk, Hansjörg Tengg, mit Ende Juli 2003 sein Geschäftsführermandat nieder. Wie das Unternehmen am Donnerstag in einer Aussendung mitteilte, geschieht dieser Schritt auf Wunsch des Ex-max.mobil-Chefs Tengg, dem der Ruf eines "Sanierers" nacheilt.

Sein Nachfolger wird der bisherige Prokurist und Leiter der Finanzabteilung, Andreas Palffy. Technikchef Gottfried Sommerauer "wurde mit sofortiger Wirkung abberufen", so das Unternehmen. Die Rücklegung der Geschäftsführerfunktion von Dietmar Appeltauer mit Ende Juni "wurde zustimmend zur Kenntnis genommen". Der Leiterin der Personal- und Rechtabteilung Elisabeth Profanter sei die Prokura erteilt worden.

"Mission Impossible"

"Ich habe die Aufgabe als Troubleshooter übernommen, aber auf Grund des Verhaltens des Innenministers wurde daraus eine 'Mission Impossible'", erklärte Tengg. Für ihn gebe nun "keinen Job mehr" in dem Unternehmen, das habe er schon vor längerem den Gesellschaftern mitgeteilt.

Vor wenigen Tagen habe er in einem Brief an die Gesellschafter noch einmal klar gemacht, dass er mit Monatsende sein Geschäftsführer-Amt niederlegen werde. Die Zeit bei Adonis sei im Nachhinein eine "unerfreuliche Erfahrung", verantwortlich sei Innenminister Ernst Strasser (V), laut Tengg wurden "Ressourcen und Arbeitsplätze in völlig rücksichtsloser Art vernichtet".

"Rumpfmannschaft"

Das Tetra-Netz in Wien mit derzeit 5 Kunden und 220 Nutzern soll bis Jahresende mit einer "Rumpfmannschaft" weitergeführt werden. Wie groß der Personalstand sein wird und wie es 2004 weiter geht, konnte Mastertalk-Sprecherin Petra Jakob nicht beantworten. Das Wiener Bündelfunk-Netz ging im Mai 2001 in Betrieb, Betreiber und Lizenzinhaber ist master-talk. Damals war von einer Kundenzahl im Endausbau von 25.000 Teilnehmern die Rede. In fünf Jahren wollte das Unternehmen den Break-Even erreichen.

Für die Zukunft von Adonis in Österreich zeichnet Tengg ein düsteres Bild. Durch die Neuausschreibung würden ein bis eineinhalb Jahre verloren gehen, und günstiger würde die künftige Lösung sicher nicht. Tengg: "Wahrscheinlich wird in den nächsten 15 Jahren ein Fleckerlteppich aufgebaut". Er spielt damit auf den von einigen Bundesländern bereits angekündigten Aufbau eines eigenen Bündelfunk-Netzes an, was eine bundesweite Lösung erheblich erschweren würde.

Auftrag vor einem Jahr erteilt

Den Auftrag für Adonis ("Austrian Digital Operating Network for Integrated Services") erhielt Mastertalk im Juli 2002. Zuvor hatte das Bundesvergabeamt (BVA) das vom Mitbewerber Tetratel eingeleitete Nachprüfungsverfahren mangels Zuständigkeit zurückgewiesen. Damals erklärte Mastertalk, dass die entsprechenden Vorbereitungen - auch im Bereich Marketing und Vertrieb - bereits alle geleistet wurden, das Projekt könne sofort starten. Die erste Ausbaustufe von Adonis soll bereits im Frühjahr des nächsten Jahres in Betrieb gehen, so das Unternehmen 2002.

Tetra (Terrestrial Trunked Radio), der europäische Standard für digitalen Bündelfunk, ist für Sprach- und Datenübertragung konzipiert. Er ermöglicht eine bessere Sprachqualität als beim bisher analogen Bündelfunk, schnelleren Rufaufbau als beim Mobilfunkstandard GSM sowie eine abhörsichere Gruppenkommunikation. (APA)