Das Publikum beschied alle vier Asylanträge, die in der BBC-Sendung "You The Judge" ("Du bist der Richter") vorgestellt und diskutiert wurden, negativ. Die britische Einwanderungsbehörde hatte hingegen nur zwei der Antragsteller einen Abschiebebescheid erteilt (einer Roma-Familie aus der Slowakei und einem Mann aus Simbabwe).

Die Sendung war der umstrittenste Teil des BBC-Themenschwerpunkts "Asyl" am 23. Juli (DER STANDARD berichtete am Mittwoch). Durch Rekonstruktionen mit Schauspielern und Interviews mit den Betroffenen illustrierte man in kurzen Beiträgen die authentischen Fälle. Flüchtlinge, Asylgegner etc. diskutierten anschließend die einzelnen Fälle im Studio.

Der durch den Golfkrieg berühmt gewordene BBC-Korrespondent Rageh Omaar präsentierte die Sendung gemeinsam mit Fiona Bruce, einer populären Nachrichtenmoderatorin. Sie hielt die zum Teil turbulente Studiodiskussion im Zaum, Omaar präsentierte die Ergebnisse. Im Schnitt gingen jeweils zirka 20.000 Publikumsstimmen ein.

Überraschen klare Ablehnung

Die Argumente der Ablehner im Studio war trotz der unterschiedlich gelagerten Fälle stets gleich: Warum haben die Asylwerber nicht schon in einem der Länder, die sie auf ihrer Flucht durchquert haben, Zuflucht gesucht? Dass eine kurdische Familie beispielsweise die ganze Flucht über in verschiedene Container gepfercht war, ohne je zu wissen, wo sie sich befanden (nur die Ehefrau kam lebend ans Ziel, ihr Mann und die beiden Kinder fanden im Container den Tod), schien keine große Rolle zu spielen.

Die Ablehnungen waren überraschend klar, zum Beispiel 63 Prozent nein, 37 Prozent ja, wobei in diesem Fall die Frauen (57 Prozent nein) deutlich milder stimmten als die Männer (75 Prozent nein). Und die unter 25-Jährigen entschieden milder als die über 65-Jährigen. (Angela Huemer/DER STANDARD, Printausgabe vom 25.7.2003)