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Am 16. Juni 1963 stieg Valentina Tereschkowa in ihr Raumschiff namens Wostok-6. Sie blieb für drei Tage im All, in denen sie die Erde 49 Mal umkreiste.

Foto: epa/afp/Sergei Chiriko

Wien - Vor 50 Jahren, am 16. Juni 1963, reiste die Russin Valentina Tereschkowa als erste Frau ins Weltall. "Zugegeben, ich war wegen der Schwerelosigkeit Weltraum-krank, aber das war eben mein Job", erklärte die heute 76-Jährige am Donnerstag bei einer vom UN-Büro für Weltraumangelegenheiten (UNOOSA) organisierten Pressekonferenz in Wien. Sie wäre auch gerne wieder ins All geflogen, aber nachdem der erste Mensch im All, ihr Landsmann Juri Gagarin, mit einem Jagdjet verunglückt war, wurde sie überbeschützt und durfte nicht einmal mehr in ein Flugzeug steigen, erklärte sie.

Star der sowjetischen Propaganda

Die Sowjets wollten offensichtlich nicht noch einen Star verlieren, mit dem sie im Kalten Krieg gegenüber den USA einen Propaganda-Erfolg gelandet hatten. "Ich habe mich aber nie als Star gesehen", sagte Tereschkowa, für eine erfolgreiche Mission im Weltraum sei immer eine ganze Crew an DesignerInnen, IngenieurInnen und vielen anderen Leuten notwendig, und nicht eine einzelne Person.

"Für uns als erste Kosmonauten war es die wichtigste Aufgabe zu beweisen, dass Menschen im All überleben und arbeiten können", erklärte sie die wissenschaftliche Errungenschaft ihres Fluges. Außerdem hätten sie an der Weiterentwicklung der Raumschiffe mitgewirkt. "Nachdem wir zurückgekommen sind, haben wir den Ingenieuren berichtet, wie die Systeme arbeiten und ob sie für uns Raumfahrer bequem funktionieren", sagte sie.

Ausbildung zur Kosmonautin

Valentina Tereschkowa wurde am 6. März 1937 geboren. Sie arbeitete als Zuschneiderin und Büglerin und bildete sich in einer Abendschule zur Technikerin weiter. In der Nacht, als die Russen mit Juri Gagarin den ersten Menschen ins Weltall schossen, hatte Tereschkowa angeblich voller Begeisterung für die Raumfahrt eine Bewerbung als Kosmonautin nach Moskau geschickt.

Als begeisterte Fallschirmspringerin erfüllte sie eine wichtige Voraussetzung für eine Kosmonautin, denn die Raumfahrer mussten damals vor der Landung aussteigen und per Fallschirm zur Erde segeln, um sich den harten Aufprall mit der Raumschiffkapsel zu ersparen. Sie wurde unter mehreren Tausenden Bewerberinnen als eine von fünf ausgewählt, die tatsächlich zu Kosmonautinnen ausgebildet wurden.

Am 16. Juni 1963 zog sie schließlich ihren orangefarbenen Weltraumanzug an, setzte den Helm auf und stieg in ihr Raumschiff namens Wostok-6. Sie wurde damit ins All befördert und blieb dort für drei Tage, in denen sie die Erde 49 Mal umkreiste.

"Botschafterin des Sozialismus"

Tereschkowa wurde mit Lenin- und Karl-Marx-Orden geehrt und als "Botschafterin des Sozialismus" gefeiert. Sie war weiterhin im russischen Weltraumzentrum tätig, flog aber selbst nicht mehr ins All.

Vier Monate nach ihrem erfolgreichen Weltraumflug spendierte ihr der russische Regierungschef Nikita Chruschtschow die erste staatliche Hochzeit in der Geschichte der Sowjetunion. Sie heiratete den Kosmonauten Andrijan Nikolajew, bekam mit ihm eine Tochter und ließ sich 1982 wieder scheiden. Ihr zweiter Mann, ein Chirurg, starb 1999. Aktuell lebt Tereschkowa mit ihrer Familie in Moskau und sitzt für Putins Partei "Einiges Russland" im Regionalparlament von Jaroslawl.

Teurer Trip zum Mars

Vor wenigen Tagen ließ Tereschkowa aufhorchen, als sie bei einer Pressekonferenz in Moskau verkündete, sie sei bereit zum Mars zu fliegen, auch wenn bei einer solchen Reise eine Rückkehr unmöglich wäre. "Ja, warum nicht. Das ist mein Beruf. Ich habe ihm schon so viele Jahre gewidmet, so viel Gesundheit und so viel Wissen", erklärte sie ihre Beweggründe.

Am Mars sieht sie "viel zu tun. Herausfinden, was das für ein Planet ist, wie die Oberfläche aussieht", räumt aber ein, dass in diesen Plänen "noch viel Fantasie steckt". Es werde noch Dutzende Jahre dauern, bis ein Mensch zum Mars fliegen könnte, weil es dazu neuartige Raumschiffe bräuchte.

Bevor man Menschen zum Mars hinschickt, müsse die Ausrüstung mit einem unbemannten Flug am Mars abgesetzt und dabei eine Plattform aufgebaut werden, meint Tereschkowa. "Wir sollten das Experiment zuerst am Mond ausführen und dort eine Plattform aufbauen, von der man zum Mars fliegen kann, denn dies wäre günstiger." Dazu sollten die Staaten aber ihre Anstrengungen bündeln, denn das würde ein sehr teurer Trip. "Aber es ist ein notwendiger", so die erste Frau im All. (APA/red, dieStandard.at, 14.6.2013)