Graz - Die steirische Literaturzeitschrift "manuskripte" feiert aus besonderem Anlass: Zur 200. Ausgabe seit der Gründung vor 53 Jahren haben 70 Autorinnen und Autoren Texte beigetragen, darunter auch Elfriede Jelinek und Peter Handke. Präsentiert wird die 400 Seiten starke Jubiläumsnummer am 26. Juni im Grazer Schauspielhaus.

1960 im Forum Stadtpark von Alfred Kolleritsch und Günter Waldorf erstmals herausgegeben, mussten die "manuskripte" lange auf Anerkennung warten. "Bereits in der zweiten Ausgabe hatten wir Texte von der Wiener Gruppe abgedruckt, und der Wirbel war enorm", erinnert sich der noch immer sehr agile 83-jährige Alfred Kolleritsch im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. "Ich musste damals sogar die Sponsoren eigenhändig überkleben, weil man in Graz mit dieser Art von Literatur nichts anfangen konnte." Aber man ließ sich davon nicht abschrecken, Texte von Wolfgang Bauer, Gunter Falk und Peter Handke zeigten, dass man auch in der "Provinz" und abseits von Wien den neuen literarischen Strömungen aufgeschlossen sein konnte.

Cover Günter Brus

"Die konservativen und auch noch faschistischen Kreise in der Steiermark wollten die 'manuskripte' tatsächlich verbieten", so Kolleritsch. Das gipfelte 1969 in einem "Pornografie-Prozess." Auslöser war der Abdruck von Oswald Wieners Roman "Die Verbesserung von Mitteleuropa", so Kolleritsch im Rückblick: "Das war aber gleichzeitig der Wendepunkt, weil sich das deutsche Feuilleton und auch Autoren wie Günter Grass für uns einsetzten." So kam es dann auch in Österreich zu einer breiteren Anerkennung der Literaturzeitschrift.

Interessant ist, dass viele der mittlerweile renommierten Autoren den "manuskripten" bis heute die Treue halten. In der Jubiläumsausgabe sind auch Autoren der Gründungszeit wie zum Beispiel Elfriede Jelinek, Peter Handke und Friederike Mayröcker dabei. Aber die "manuskripte" sind mittlerweile schon ein generationsübergreifendes Medium, was auch bei der Lesung anlässlich der Präsentation niederschlägt, wo sich die Autoren Vea Kaiser, Andrea Grill, Clemens Setz, Hans Eichhorn und Mathias Grilj die Ehre geben. Das Cover gestaltete Günter Brus.

An ein Aufhören will Kolleritsch noch lange nicht denken: "Ich bin fröhlich erschöpft und freue mich über das Kontinuum, das wir mit den 'manuskripten' erreicht haben. Ich habe viel Mut weiterzumachen, weil der Zuspruch so groß ist." (APA, 14.6.2013)