Die Fasern für die Messung des Anpressdrucks werden an der Empa hergestellt. Durch die einzelnen Fasern fliesst ein konstanter Strom; dehnen sich die Fasern, ändert sich ihr elektrischer Widerstand.

Foto: empa

Die Fasern für die Messung des Anpressdrucks werden an der Empa hergestellt. Durch die einzelnen Fasern fliesst ein konstanter Strom; dehnen sich die Fasern, ändert sich ihr elektrischer Widerstand.

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Bern - Kardiovaskuläre Krankheiten gelten als die häufigste Todesursache weltweit. Mehr als eine Milliarde Menschen müssten täglich ihren Blutdruck messen, um mögliche Folgen ihrer Hypertonie zu vermeiden. Trotzdem misst laut Weltgesundheitsorganisation WHO nicht einmal jeder zweite Betroffene regelmässig den Blutdruck. Das liegt vor allem daran, dass regelmässige Messungen aufwändig sind. Ein neuartiger Sensor fürs Handgelenk soll das nun ändern.

Kontinuierliche Aufzeichnung

Ein neuer Sensor, kaum grösser als eine Armbanduhr, soll bald eine angenehmere Methode der Blutdruckmessung bieten. Die Schweizer Firma STBL Medical Research entwickelte ein Gerät, das bequem am Handgelenk getragen werden kann und den Blutdruck kontinuierlich aufzeichnet - ganz ohne Druckmanschette. Gemessen wird, indem an der Hautoberfläche in Handgelenksnähe mit mehreren Sensoren gleichzeitig Anpressdruck, Puls und Blutdurchfluss gemessen wird. 

Die Ingenieure hatten mit der neuen Technologie vor allem ein Hindernis zu meistern: Der Gerätedruck auf die Haut wechselt ständig, weshalb hoch sensible Korrekturmessungen notwendig werden. Ein Sensor aus piezo-resistiven Fasern im Armband misst den Anpressdruck des Gerätes auf der Haut. Der Sensor misst selbst kleinste Veränderungen - damit gelingt es, die Messgenauigkeit der um mehr als 70 Prozent zu steigern. Die Ingenieure arbeiten nun mit Hochdruck daran, den Piezo-Sensor so in das Gerät zu integrieren, dass es nicht nur optisch ansprechender wird, er sollte sich auch einfach und ohne viel Aufwand einbauen lassen, etwa durch Einkleben, Einlaminieren oder Einweben.

Zwei Varianten

Jährlich werden etwa 60 bis 70 Millionen Blutdruckmessgeräte verkauft, die allerdings keine kontinuierliche Messung erlauben. Eine permanente Messung könnte dagegen zusätzliche Sicherheiten bieten - gerade bei der Möglichkeit eines bevorstehenden Herz- oder Hirninfarkts könnte das System rechtzeitig Alarmsignale geben.

Um die Treffsicherheit bei solchen Ereignissen stetig zu verbessern sind weitere Testserien an Menschen geplant. Das Produkt soll vorerst in zwei Varianten ausgeliefert werden: ein medizinisches Überwachungsgerät und eine "abgespeckte" Variante als Freizeitgerät für Sportler und andere Interessierte. Der Sensor soll deutlich günstiger sein als die bisherigen 24-Stunden-Messgeräte, wie sie zurzeit in Spitälern verwendet werden. Solche Geräte kosten bis zu 5.000 Euro, die "Blutdruck-Uhr" rund zehnmal weniger. (red, derStandard.at, 14.6.2013)