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Weil es immer mehr chronisch Nierenkranke gibt, fordern Experten rechtliche und organisatorische Verbesserungen bei Dialyse und Organspenden.

Foto: apa/jan-peter kasper

Rund 8.500 Menschen würden in Österreich ohne Nierenersatztherapie oder Transplantation nicht überleben. Allein schon wegen der stark steigenden Zahl der Typ-2-Diabetiker ("Altersdiabetes", nicht insulinabhängiger Diabetes) ist mit einer weiteren Zunahme der Patienten zu rechnen. Es brauche neue Versorgungskonzepte und vor allem eine drastisch verbesserte Prävention, fordern Experten am "Gefäßforum Österreich", das derzeit in Wien stattfindet. 

Mehr Dialysepatienten

"Im Durchschnitt haben Dialysepatienten in Österreich eine verbleibende Lebenserwartung von sieben Jahren. Die höhere Überlebensrate und die demografische Entwicklung werden zu einem massiven Anstieg der Zahl der Betroffenen führen", sagte Afshin Assadian, Leiter der Abteilung für Gefäßchirurgie am Wiener Wilhelminenspital. In den letzten zehn Jahren stieg die Zahl der Dialysepatienten um ein Drittel auf 4.238 Personen.

Auch besteht ein deutlich höherer Bedarf an Spenderorganen - nicht zuletzt, weil sich die Altersgrenzen für die Nierentransplantation in den letzten Jahren stark nach oben verschoben haben. Laut Assadian wären vor allem mehr Lebend-Organspenden notwendig: "Bei den Nierentransplantationen blicken die Deutschen neidisch auf uns - und wir sind neidisch auf Norwegen." In skandinavischen Ländern sei eine Spende durch Verwandte oder Partner viel häufiger als in Österreich, weswegen es deutlich weniger Engpässe bei den für Transplantationen verfügbaren Organen gebe, so der Experte.

Bessere Organisation nötig

Ein anderer Aspekt ist die gesamte Organisation des Dialysewesens. In Österreich werden rund 50 Prozent der Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz mit einem Transplantat, 46 Prozent mit Hämodialyse in einem Dialysezentrum und vier Prozent mit Peritonealdialyse ("Bauchraumdialyse", Entfernung der Giftstoffe mit in den Bauchraum gefüllten Dialyse-Flüssigkeiten zu Hause) versorgt. Die  Blutwäsche wird vor allem in großen Zentren durchgeführt, was dreimal wöchentlich lange Transportzeiten für die Patienten bedeutet.

"Die Betreuung von Patienten im niedergelassenen Bereich sollte massiv ausgebaut werden. Das wären beispielsweise Heimdialyse und Peritonealdialyse", so Christian Moser, Internist und Nephrologe am Wiener Wilhelminenspital. Dazu müssten aber auch die gesetzlichen Regelungen geändert werden. Derzeit, so der Experte, dürfen beispielsweise Angehörige, also Laien, den Kranken bei der Peritonealdialyse helfen, nicht aber diplomiertes Krankenpflegepersonal.

Schließlich geht es laut den Fachleuten auch um eine entschiedene Förderung aller Aktivitäten in der Prävention chronischer Nierenschäden - dazu zählen "Gefäß-gesundes" Leben, Verhinderung von Typ-2-Diabetes und Medikamentenmissbrauch sowie Behandlung von Stoffwechselerkrankungen und Hypertonie. Das allein könnte die Zahl der Nierenpatienten deutlich reduzieren. (APA/red, derStandard.at, 14.6.2013)