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Es liegt offenbar in der Natur des Menschen, Entwicklungen zwar vorherzusehen, aber erst dann zu reagieren, wenn die Folgen bereits eingetreten sind. Die intellektuelle Schlussfolgerung bedarf immer einer Ergänzung durch Leidensdruck, damit etwas geändert wird. Nun sind wir, nicht zum ersten Mal, wieder einmal so weit: Unsere Autos verbrauchen weit mehr Sprit als angegeben, von Verbrauchslüge und Sündenfall ist nicht selten die Rede.

Auslöser für die jüngste Welle der medialen Entrüstung war eine Studie des ICCT, des International Council on Clean Transportation, einer weltweit agierenden Nichtregierungsorganisation, die sich mit den Auswirkungen des globalen Verkehrsgeschehens auf Klima und Gesundheit beschäftigt.

Traum und Wirklichkeit

In ihrer Studie "From Laboratory to Road" griff das ICCT auf Datenmaterial zweier Internetplattformen zurück (spritmonitor.de und honestjohn.co.uk) und verwertete die Messergebnisse von Autofahrerclubs, Leasingunternehmen, Kreditkartenfirmen und Verbraucherorganisationen.

Ohne Zweifel brachte diese Studie schwarz auf weiß eine wertvolle Bestätigung der weiten Schere zwischen Traum und Wirklichkeit in Sachen Kraftstoffverbrauch, aber nichts, was wir nicht vorher schon geahnt hätten, inklusive der Tatsache, dass Menschen, die starke Autos kaufen, deren Potenzial mitunter auch nützen und deshalb mehr verbrauchen.

Realitätsnaher Prüfmodus gesucht

Wie in anderen Fällen zuvor eilt die Lösung aber der öffentlichen Erregung eh schon voraus. Die EU rangelt schon mit den Autoherstellern um einen neuen realitätsnahen Prüfmodus, der für 2016 erwartet wird. Schon beim Partikelfilter war die Lösung technisch wie politisch längst im Gang, als die Erregung ihren Höhepunkt erreichte. (Rudolf Skarics, DER STANDARD, 14.6.2013)