Fixgestirn des Aussie-Blues: Rowland S. Howard.

Foto: Simon Schluter

Ebensee - Mit primitivem Müllkübel-Bluespunk und apokalyptisch-düsterem No-Wave-Lärm ist The Birthday Party bis heute das wüsteste und intensivste Bandprojekt von Nick Cave. Anfang der 1980er emigrierten die Schulfreunde vom heimatlichen Melbourne nach London - und später in die Mauerstadt Berlin. Die Songs der Birthday Party stammten meist von Sänger Cave und dem Gitarristen Rowland S. Howard, von Letzterem etwa Dim Locator vom Album Junkyard (1982). Dass auch Phil Shoenfelts aktuelle Band Dim Locator heißt, ist natürlich kein Zufall. Schon seine Kindheit im nordenglischen Bradford der 1960er prädestinierte den Sänger und Gitarristen dazu, sich mit den dunklen Seiten des Lebens zu beschäftigen.

In den 1990ern zog Ex-Junkie Shoenfelt nach Prag, wo er 1996 Southern Cross, im Jahr darauf Fatal Shore gründete. Ein Klassentreffen der Australien-Connection in Berlin: Neben Drummer Chris Hughes von Hugo Race And The True Spirit gehörte auch Bruno Adams zum Line-up. In Melbourne hatte Adams mit The Saints, Crime & The City Solution und den Laughing Clowns gespielt, bevor er 1989 nach Berlin übersiedelte. Als er 2004 an Krebs erkrankte, offenbarte sich eine reale Apokalypse, denn Adams lebte ohne adäquate Krankenversicherung.

Am 30. Mai 2008 spielte er unter Schmerzen das allerletzte Fatal-Shore- Konzert: im Kino Ebensee, das heute vor Shoenfelts Trio Dim Locator - wieder mit dabei: Chris Hughes und Dave Allen - Helena Giuffridas Cinéma-vérité-Dokfilm So Glad I Did über das letzte Lebensjahr des 2009 verstorbenen Adams zeigt. Danach erinnert Dim Locator mit psychedelischem Sound an den ebenfalls 2009 abgetretenen Howard. (Gerhard Dorfi, DER STANDARD, 15./16.6.2013)