An dem tschechischen Staatspräsidenten Miloš Zeman ist ein Geschichtsphilosoph verlorengegangen. Angesprochen auf seine bekannte Neigung zum Dämon Alkohol (kürzlich musste er während einer Ausstellungseröffnung Halt an der Wand suchen), verteidigte er sich mit dem Hinweis: "Adolf Hitler war abstinent, Nichtraucher und Vegetarier und hat den Krieg verloren, während der britische Premier Wins­ton Churchill täglich eine Flasche Whisky und drei Flaschen Champagner trank ..."

Tatsächlich schätzen Biografen, dass Churchill im Laufe ­seines langen Lebens rund 20.000 Flaschen Champagner trank. Als es dann wirklich um alles ging, nämlich um die keineswegs eindeutig geklärte Frage, ob England allein gegen Hitler weiterkämpfen oder einen Unterwerfungsfrieden schließen sollte, hat Churchill jedenfalls nicht versagt, Whisky hin oder her.

Hitler war übrigens auch abhängig, allerdings eher von den Unmengen von Kuchen, die er zu verschlingen pflegte. Daraus wird man allerdings auch keine bahnbrechenden neue Erkenntnisse gewinnen können – obwohl, man weiß nicht, worauf die Hitler-Industrie noch kommt: nach "Hitlers Frauen", "Hitlers Hunden" jetzt noch "die Hitler-Diät"?

Trinkende Politiker sind kein seltenes Phänomen. Wenn Mi­loš Zeman sich mit Churchill vergleichen will, dann kann er das schon tun: allerdings nur beim Alkoholkonsum.  (DER STANDARD, 15.6.2013)