Länder, Ministerien, öffentliche Firmen und Institutionen haben im ersten Quartal 2013 um rund 42 Millionen Euro geworben. Klassische Plakate sind da nicht eingerechnet. Ebensowenig seltener erscheinende Medienbeilagen – sie sind einer der beliebten Wege, die Veröffentlichungspflicht des Medientransparenzgesetzes zu umgehen. Stärkster Werber wie in den beiden Quartalen davor ist die Stadt Wien und ihr zuordenbare Firmen und Institutionen mit mehr als neun Millionen Euro. Die Hauptstadt buchte in dem Quartal auch schon auf einen Sitz je eine Million und mehr bei Heute und Krone.

Wiens Bürgermeister Michael Häupl bei der SPÖ-Klausur in Rust im März 2012. Foto: APA/Jäger.

Der Anteil der Bundeshauptstadt an der öffentlichen Werbung ist  gegenüber dem vierten Quartal 2012 wieder gestiegen und nähert sich ihrem bisherigen Spitzenwert vom dritten Quartal 2012. Bei 37,3 Millionen Euro Gesamtvolumen meldete Wien damals knapp neun Millionen, Ende 2012 dann rund elf von insgesamt 65,2 Millionen. Nun sind es neun von rund 42 Millionen öffentlicher Werbung.

Wien: Heute vor Österreich vor Krone

Wien wirbt am eifrigsten in Heute, der Gratiszeitung von Eva Dichand und SP-nahen Wirtschaftstreibenden, dann in der von der Familie Fellner kontrollierten Mediengruppe Österreich samt gleichnamiger Tageszeitung und in der Krone, die Familie Dichand und WAZ gehört.

Big Spender - und ein Hinweis

Wie überall gilt auch hier ein Warnhinweis: derStandard.at versucht für ein möglichst komplettes Bild Firmen, Institutionen, Fonds und andere öffentliche Stellen ressortzuständigen Ministerien zuzuordnen - die Werbetätigkeit Wiens auf jene des Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien zu reduzieren, würde zu kurz greifen. Das gilt auch für Ministerien. Was derStandard.at beispielsweise dem Wirtschaftsministerium grob zuordnet ist nicht alleine die Werbetätigkeit des Ministeriums*.

Das Wirtschaftsministerium und alle ihm vom Standard zugerechneten Stellen und Firmen liegt auf Platz zwei der biggest spender mit insgesamt etwas mehr als der Hälfte des Wiener Volumens. Das Verkehrsministerium auf Rang drei bei gut einem Drittel, die Wirtschaftskammern bei einem Drittel. Niederösterreich dürfte nach diesen Daten bei rund 2,5 Millionen ausgegeben haben. Der ORF ziemlich genau zwei – einen wesentlichen Teil davon wickelt er über Gegengeschäfte mit anderen Medien ab. Zudem unter den Top Ten: Tirol, Oberösterreich, das Finanzministerium und die Steiermark.

Das Bundeskanzleramt findet sich im ersten Quartal 2013 nicht in den Top Ten. Die Ballhausplatzmeister investierten mit Abstand am meisten in die Krone, gefolgt von Heute. Etwas überraschend auf Rang 3: City Lights Graz. Die buchte die Wiener Zeitung, die dem Kanzleramt zugerechnet wird. Etwas überrascht die Meldung zudem, weil Plakate an sich nicht unter das Medientransparenzgesetz fallen.

 Die Ministerien ohne Zuordnungen: Unterricht vorne

Ohne Zuordnungen wird die Liste der Ministerien naturgemäß deutlich schlanker: Hier noch zum Vergleich die Übersicht der eigenen Meldungen von Kanzleramt und Bundesministerien. Da führt das Unterrichtsressort mit mehr als einer Million Euro im Quartal vor Finanzen und Kanzleramt.

Die bestgebuchten Medien

Am emsigsten buchten öffentliche Stellen im ersten Quartal in der Krone mit 4,7 Millionen Euro. Der ORF auf Rang zwei schlägt knapp Heute und die Mediengruppe Österreich. Die Medien der News-Gruppe folgen mit einigem Abstand, dann Kleine, Kurier, Standard Medienwelt und Oberösterreichische Nachrichten. Auf Platz zehn: die Gratiswochenzeitungen von Styria und Moser Holding (RMA, etwa Bezirksblätter und Wiener Bezirkszeitung).

Alle neune

Wie geht es nach den werbestärksten Ländern - Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Tirol - weiter in der Regionalliga? Die Grafik zeigt's - besonders bescheiden meldete im ersten Quartal Salzburg auf Platz 9 mit 143.000 Euro.

Die Daten sind wie gewohnt als grobe Näherungswerte zu verstehen. Weil sich das Medientransparenzgesetz eben etwa mit seltener als viermal im Jahr erscheinenden Beilagen umgehen lässt. Auch, weil die öffentlichen Stellen die Medien bisher mit viel Fantasie in die Internet-Schnittstelle der Medienbehörde eingeben können. Manche nannten etwa den Namen von Media- und anderen Agenturen, die für sie schalten. Besonders originell wieder ein Eintrag über eine Buchung, der eigentlich ein Medium nennen sollte, aber mit "Pirgfellner Werbung" beginnt und nach einem Schrägstrich zwei Medien aus verschiedenen Verlagen mit immerhin politisch nahe liegenden Gesellschaftern kombiniert: "Bezirksblatt + Heute März 2013". Auch "Platzer Media, Pauschalhonorar" lässt gut Spielraum für Interpretation.

Grob sind die Daten auch, weil derStandard.at bei der Aufarbeitung Fonds, Firmen, Institutionen politischen Stellen wie Ministerium oder Ländern zuzuordnen versucht. Das kann - etwa bei mehreren Eigentümern - oft nur Näherungswerte ergeben, Vollständigkeit können wir nicht garantieren.

Wiener Million auf einen Streich

Einfach und sicher auszuweisen sind die größten Einzelbuchungen im Quartal. Die vier größten vergab ebenfalls Wien: 1,24 Millionen auf einen Streich an Heute, 1,07 Millionen an die Krone und einmal 520.000 an die Österreich-Gruppe plus 400.000 an die Sonntags-Ausgabe der Fellnerzeitung. Auf Platz fünf findet sich der ORF mit 385.000 an Heute mit einem Auftrag – der Küniglberg verweist bei den Werbedaten stets auf nicht in Geld abgewickelte Gegengeschäfte. (fid/flog, derStandard.at, 15.6.2013)