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Die syrischen Regierungstruppen haben mehr als 70 Offiziere verloren.

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Damaskus/Ankara/Berlin - Die US-Ankündigung militärischer Hilfe für die syrischen Rebellen zeigt offenbar Wirkung: Nach türkischen Angaben setzten sich binnen 36 Stunden bis Samstag mehr als 70 Offiziere der Armee von Machthaber Bashar al-Assad über die Grenze ins Nachbarland Türkei ab. Die deutsche Bundesregierung will die Opposition laut Medienberichten zügig mit hunderten Schutzwesten ausrüsten, aber keine Waffen liefern.

Washington hatte am Donnerstag unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse erklärt, syrische Regierungstruppen hätten im vergangenen Jahr mehrmals Chemiewaffen eingesetzt. Das Weiße Haus will nach dem Übertreten dieser "roten Linie" die Rebellen nun auch militärisch unterstützen.

Nur anderthalb Tage nach der Ankündigung seien 71 Offiziere desertiert, darunter sechs Generäle und 22 Oberste, sagte der türkische Regierungsvertreter der AFP. Es sei die größte Massenabsetzung seit Monaten gewesen, hieß es weiter.

Wie genau die USA die Opposition stärken wollen, ließ US-Präsident Barack Obama offen. Der syrische Bürgerkrieg wird auch den G-8-Gipfel der acht führenden Industriestaaten am Montag und Dienstag in Nordirland beherrschen. Dabei muss sich Obama gegen russische Kritik wehren.

Kritik aus Russland

Außenminister Sergej Lawrow bekräftigte am Samstag, die Chemiewaffenvorwürfe gegen Assad seien nicht überzeugend, da der Einsatz solcher Waffen für die Regierungstruppen nicht notwendig sei. "Das Regime feiert militärische Erfolge am Boden, wie die Opposition selbst offen zugibt", sagte er. "Was für einen Sinn hat es für das Regime, chemische Waffen zu benutzen, vor allem in so kleiner Menge?"

Die deutsche Bundesregierung wird nach den Worten von Außenminister Guido Westerwelle (FDP) "keine Waffen nach Syrien liefern". Sie werde jedoch in den kommenden Tagen mit den Partnern "intensiv beraten, wie der Zusammenhalt und die Schutzfähigkeit der Opposition sinnvoll und verantwortbar gestärkt werden können", sagte Westerwelle der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Nach Informationen der Zeitung steht eine von Deutschland bezahlte Lieferung hunderter Schutzwesten an die syrische Opposition unmittelbar bevor. Die Bundesregierung erwäge zudem, ihre finanzielle Hilfe für Syrien deutlich aufzustocken und auch die Versorgung der Aufständischen mit "nicht tödlichen" Gütern auszuweiten.

Medien: US-Waffenlieferungen lange beschlossen

In der US-Regierung ist nach Medienberichten bereits vor Wochen der Entschluss gereift, Waffen an die Aufständischen in Syrien zu liefern. Der Einsatz von chemischen Waffen durch das syrische Regime sei nur eine neue Rechtfertigung gewesen, berichtete die "Washington Post" (Samstag) unter Berufung auf Regierungsmitarbeiter. In der US-Führung habe es wachsende Sorge wegen des Großeinsatzes der libanesischen Hisbollah in Syrien und der jüngsten Siege auf dem Schlachtfeld durch die Truppen von Präsident Baschar Al-Assad gegeben, berichtete das "Wall Street Journal". (APA, 15.6.2013)