Hildegard Altenburger hegt seit 25 Jahren mehr als ein dutzend Baumscheiben wie diese.

Foto: derStandard.at/Maria von Usslar

Stolz zeigt sie (m.) anderen GrätzelbewohnerInnen ihr Werk.

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Jeder Baum ist mit einem kleinen Nummerntäfelchen in etwa zwei Meter Höhe versehen.

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So sieht eine unbegrünte Baumscheibe für gewöhnlich aus.

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Anleitung zur Baumscheibenbegrünung

Grafik: GB*7/8/16
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Viele haben direkt eine vor der Haustür, trotzdem wird ihr häufig nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt: der Baumscheibe. So wird das kleine, häufig umzäunte und nicht gepflasterte Erdreich rund um Straßenbäume bezeichnet.

Baumpate werden

Unter dem Motto "Garteln ums Eck" können sich Interessierte, die gerne eine Baumscheibe in Wien bepflanzen und pflegen möchten, bei der für ihren Bezirk zuständigen Gebietsbetreuung "Stadterneuerung" melden. Für eine Baumpatenschaft muss ein Foto sowie die am Baum angeschlagene Nummer oder die Adresse hinter der gewünschten Baumscheibe bekanntgegeben werden. Danach wird die Verfügbarkeit der Baumscheibe geprüft.

Wenn die Fläche noch frei ist, werden die Nutzungsbedingungen vereinbart. Außerdem gibt die Gebietsbetreuung Gartentipps und verteilt Hinweisschilder. Erde ist beim Magistrat der Wiener Stadtgärten (MA 42) kostenlos erhältlich.

Begrünte Baumscheiben im Stuwerviertel

Im zweiten Wiener Gemeindebezirk hat die Begrünung von Baumscheiben vor allem in der Gegend rund um das Stuwerviertel eine lange Tradition. Dort hegt die mittlerweile 87-jährige Hildegard Altenburger seit 25 Jahren die kleinen öffentlichen Grünflächen in ihrem Grätzel.

Davit-Gsteu und ihre KollegInnen informieren über das Baumscheiben-Garteln im 2. Bezirk.
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Zu Höchstzeiten hat sie sich um 14 Baumscheiben gleichzeitig gekümmert, heute sind es noch vier. "Wenn ich vorbeigehe und etwas Blühendes sehe, ist mir das viel lieber als Hundescheiße", sagt Altenburger. Die Gebietsbetreuung war von Altenburgers Engagement begeistert und beschloss, die Vermittlerrolle für Baumscheiben zu übernehmen, erzählt Corona Davit-Gsteu von der Gebietsbetreuung für den zweiten Bezirk.

Profit für Straßenbild und Baum

Begrünte Baumscheiben bringen aber nicht nur Farbe ins Straßenbild. Auch der Baum profitiert durch zunehmende Wasseranreichung, Auflockerung und Durchlüftung des Bodens und die Humusbildung. Zudem locken Blütenpflanzen verschiedene Insektenarten an.

Großer Andrang von Baumscheibengärtnern

Heute gibt es in der Leopoldstadt 130 begrünte Baumscheiben, 270 sind noch verfügbar. "Die Nachfrage nach Baumscheiben ist im Moment enorm", sagt Davit-Gsteu. Rund 20 Anrufe pro Woche würden derzeit bei der Gebietsbetreuung eingehen.

Kevin ist frischer Baumscheibengärtner. Einen Zaun hat er noch nicht, dafür Schwertlilien, Lavendel und seit heute auch Melisse.
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"Ich komme vom Land und vermisse hier in Wien das Garteln", sagt Kevin Heinz Mauch. Er ist erst seit wenigen Wochen Baumpate und hat nun direkt vor seiner Haustür Schwertlilien und Lavendel gepflanzt. Neben Gießen und Bodenauflockern muss er auch immer wieder Müll von der Baumscheibe klauben.


Leider verschwinden ab und zu Objekte aus den öffentlich zugänglichen Gärtchen.
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Generell seien Müll, Vandalismus und Diebstahl in den Baumscheiben Unannehmlichkeiten, die immer wieder vorkommen und mit denen man sich als Baumscheibengärtner abfinden muss, sagt Davit-Gsteu.

Warteliste für Eisenzäune

Eine Maßnahme gegen ungebetene Eindringlinge ist die Umfriedung der Baumscheibe. Vom Bezirk werden jedoch nur fünf bis zehn Eisenzäune pro Jahr bezahlt, einer kostet 500 Euro. Wer einen solchen Zaun möchte, muss sich daher in eine Warteliste eintragen. Andere wiederum basteln sich die Zäune selbst, um ihre Baumscheibe zu schützen.

Solange sie auf der Warteliste stehen, basteln sich einige Baumscheiben-BesitzerInnen Zäune aus Sperrmüll.
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Bei der Vergabe der Zäune ist es laut Davit-Gsteu auch schon zu Unstimmigkeiten zwischen den Baumpaten gekommen. Generell herrscht aber eine große Hilfsbereitschaft. Es wird Werkzeug verliehen oder Saatgut getauscht und verschenkt.

Wenn jemand aber die Pflege seiner Baumscheibe vernachlässigt, kann das der Gebietsbetreuung gemeldet und die Baumpatenschaft entzogen werden. "Da hat es bislang aber nur wenige Fälle gegeben", sagt Davit-Gsteu. (Elisabeth Mittendorfer/Maria von Usslar, derStandard.at, 18.6.2013)