Rom - Vier Tage vor dem am 24. Juni erwarteten Urteil im sogenannten Ruby-Prozess, bei dem Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi wegen Sex mit einer minderjährigen Marokkanerin und Amtsmissbrauchs sechs Jahre Haft drohen, sendet Retequattro, ein TV-Kanal des Medienzaren, einen Dokumentarfilm zum heiklen Fall. Darin verteidigt sich der Großunternehmer vor den Vorwürfen der Justizbehörden und attackiert die Mailänder Staatsanwälte. Der Dokumentarfilm wird am kommenden Donnerstagabend um 21.10 Uhr gesendet.

Der Dokumentarfilm enthält unter anderem Interviews mit Berlusconi und der Marokkanerin Karima el Marough, alias Ruby Rubacuore ("Ruby Herzensbrecherin"), die jeglichen sexuellen Kontakt zum Ex-Premier bestreitet. "Die Staatsanwälte verlangen für Berlusconi ein Jahr Haft wegen einer sexuellen Beziehung die es nie gegeben hat. Werden die Richter aufgrund solcher Beweise Berlusconi verurteilen?", heißt es im Dokumentarfilm, von dem einige Auszüge gezeigt wurden.

Ein ähnlicher Dokumentarfilm war bereits im Mai von Berlusconis Sender Canal 5 ausgestrahlt worden. Er hatte jedoch eine Einschaltquote von lediglich fünf Prozent gemeldet.

Dem Ex-Premier wird vorgeworfen, mit Ruby Sex gehabt zu haben, als diese erst 17 Jahre alt war. Zudem soll er 2010 sein Amt als Regierungschef missbraucht zu haben, um bei der Polizei die Freilassung der wegen Diebstahls festgenommenen Ruby zu erwirken. Staatsanwältin Ilda Boccassini hat eine Haftstrafe von sechs Jahren und den lebenslänglichen Ausschluss von öffentlichen Ämtern für Berlusconi gefordert. Am 12. Juli wird ein Urteil in einem weiteren Verfahren gegen drei Vertrauensleute des ehemaligen italienischen Premiers wegen Beihilfe zur Prostitution erwartet. (APA, 16.6.2013)