Wien/Washington - Der Zeitpunkt war wohl nicht zufällig gewählt. Kurz vor Beginn des G-8-Gipfels in Nordirland, der sich ab Montag unter anderem dem Thema Steuerflucht widmet, stellte das Journalistennetzwerk ICIJ Namen und Daten von mehr als 100.000 Treuhandgesellschaften und Firmen, die in Steueroasen ihren Sitz haben, ins Internet. "Dies ist ein Beitrag zur lange geforderten Transparenz in Steueroasen", erklärte der Direktor des Konsortiums für Investigativen Journalistmus, Gerard Ryle.

Das ICIJ hatte die Daten vor etlichen Monaten anonym zugespielt bekommen. Man gehe nun die Öffentlichkeit, "um allen Journalisten und Bürgern weltweit die Recherche in diesen Daten zu ermöglichen", heißt es auf der Homepage der "Süddeutschen Zeitung", die Teil des Netzwerkes ist. Einsehbar sind Firmennamen, Besitzer sowie dazwischengeschaltete Verwalter. Andere Unterlagen wie Kontodaten habe man aus Gründen der Privatsphäre nicht veröffentlicht, heißt es.

In Österreich hatten die Offshore-Leaks-Daten zum Rücktritt von Herbert Stepic, dem Chef der Raiffeisen Bank International geführt. Er hatte Immobiliengeschäfte in Singapur über Offshore-Gesellschaften auf den Virgin Island und Hongkong abgewickelt und stets betont, steuerlich korrekt gehandelt zu haben.

Umstrittener Gaskonzern

Gibt man in der Offshore-Datenbank das Suchwort "Austria" ein, werden 53 Gesellschaften beziehungsweise 34 Adressen in Österreich ausgespuckt. Nicht in allen Fällen sind Rückschlüsse auf die dahinterstehenden Personen möglich, neue prominente heimische Namen sind vorerst nicht aufgetaucht.

Es finden sich aber einige Vertreter aus dem Bereich Holzhandel, Rechtsanwälte oder Finanzberater. Und einige osteuropäische Namen - etwa der ukrainische Oligarch Dmytro Firtash, der bis 2012 in der Wiener Löwelstraße Firmensitze gemeldet hatte. Firtash war bereits 2007 Thema im Banken-U-Ausschuss. Er ließ seine Beteiligung am Gasunternehmen RosUkrEnergo (RUE) bis 2006 treuhändisch von der Raiffeisen Investment verwalten. Vorwürfe, die RUE habe ein Naheverhältnis zur organisierten Kriminalität, wurden stets bestritten. Seine Gewinne schleuste Firtash auf Briefkastenfirmen in Zypern.

Ebenfalls in der Datenbank zu finden ist das Kohleunternehmen Krutrade AG, das bis Juli 2011 in Österreich registriert war und hinter dem ein russisch-usbekischer Tycoon stand. Die Gesellschaft wies zuletzt immerhin einen Gewinn von 1,4 Milliarden Euro aus.

Der Standard betont, dass Offshore-Veranlagung per se keine Rechtswidrigkeit ist. (go, DER STANDARD, 17.6.2013)