Wien - Österreich ist im Jahr 16, in dem versucht wird, Ethikunterricht zu verankern, und noch immer gibt es keine politische Einigung, in welcher Form das geschehen soll. Seit 1997 gibt es an allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS) sowie berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) Ethik als Ersatzpflichtgegenstand ab der neunten Stufe als Schulversuch für jene Schüler, die an keinem konfessionellen Religionsunterricht teilnehmen. Begonnen hat man an acht Standorten, derzeit sind es 200 von insgesamt rund 880 AHS und BMHS.

So wie es aussieht, wird sich das Schulversuchsstadium noch ziehen, denn SPÖ und ÖVP haben bei der Regierungsklausur im Herbst 2012 das Thema Ethikunterricht auf Frühjahr 2013 vertagt - und jetzt wird bald gewählt. Ein Bericht von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) an den Ministerrat "ist noch in Arbeit", hieß es auf STANDARD-Anfrage.

Drei Modelle samt Kosten (Sekundarstufe II, ab 14) hat Schmied dem Parlament bereits übermittelt. Die "Preispalette" reicht von kostenneutral, wenn Ethik in ein anderes Fach (Psychologie/Philosophie) integriert würde, bis zu 45 beziehungsweise 90 Millionen Euro, falls ein zusätzliches Pflichtfach für alle Schüler (eine beziehungsweise zwei Wochenstunden) eingeführt würde.

Die Variante, die die ÖVP, der Ökumenische Rat aller christlichen Kirchen in Österreich sowie die Islamische Glaubensgemeinschaft wollen - ein Pflichtfach nur als Ersatz für konfessionellen Religionsunterricht, also für "Religionsabmelder" (kalkuliert mit 30 Prozent) und Konfessionslose -, käme auf 40 Millionen Euro im Jahr. Schmied präferiert - wie die Grünen - verpflichtenden Ethikunterricht für alle Schüler. (nim, DER STANDARD, 17.6.2013)