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Till Firit hält in seiner Pfote, was beim Hasen allgemein hintendran ist. 

Foto: APA/LALO JODLBAUER

Wien - Einen Vogel hat bald einmal jemand, Elwood P. Dowd aber hat einen Hasen. Und dabei handelt es sich auch nicht um irgendeinen anonym dahergelaufenen Rammler, sondern um Harvey, einen 1,98 Meter großen weißen Puka, eine irische Sagenfigur in Hasengestalt. Elwoods Schwester Veta und Nichte Myrtle kümmern diese Details wenig, für sie scheint lediglich klar, dass ihr Verwandter, in dessen Haus sie großzügigerweise leben dürfen, ein Fall für die Anstalt ist. Das eigene gesellschaftliche Ansehen steht schließlich auf dem Spiel.

Mein Freund Harvey, mit dem das Wiener Volkstheater seine Spielzeit beschließt, ist ein alter Hase unter den Boulevardkomödien. 1945 brachte die Geschichte um den vielleicht doch nicht ganz eingebildeten Löffelträger Autorin Mary Chase einen Pulitzerpreis, die Hollywood- Verfilmung mit James Stewart von 1950 sollte lediglich die bekannteste einer Vielzahl von filmischen Bearbeitungen werden.

In der Inszenierung von Katrin Hiller behält der Klassiker sein humanistisch-harmloses Flair. Till Firits dauertänzelnder Elwood scheint zwar ein mittelschweres Alkoholproblem zu haben, in der damaligen Zeit ist dieses jedoch offensichtlich kein Problem. Der charmante Spinner ist einfach grundsympathisch. Den Damen des Stücks obliegt es, für die schrilleren Momente zu sorgen. Inge Maux hat als Veta ihre Augen konstant bis zum Anschlag aufgerissen, bei Claudia Sabitzer, die in der Rolle der Myrtle als Mischung aus Maria Fekter und Barbie erscheint, gab es offensichtlich einen Clown zum Frühstück, Andrea Bröderbauer ist als Oberschwester Kelly so blond, wie ihr Rock kurz ist.

Auf der aufgeräumten und mit einigen Klapptricks aufgepeppten Bühne von Friedrich Eggert tut sich die Aufführung dennoch reichlich schwer, den Staub von 70 Jahren abzuschütteln. Einige Passagen des komödiantischen Treibens um falsche Diagnosen, zu knüpfende Liebesbande und das flüchtige Gute im Menschen können zwar erheitern, mit einer Spieldauer von zweieinhalb Stunden wirkt dieser Gruß aus einer vergangenen Zeit jedoch hauptsächlich ermüdend. (Dorian Waller, DER STANDARD, 17.6.2013)