Peking - Der weltweit schnellste Supercomputer wird Ende dieses Jahres in China in Betrieb gehen. Mit der Anlage "Tianhe-2" hat sich China aus dem Stand auf den ersten Platz der am Montag veröffentlichten Liste der "Top 500" schnellsten Rechner katapultiert. Das System, das ins Deutsche übersetzt Milchstraße heißt, kommt auf eine Rechenleistung von 33,86 Petaflop/s (Billiarden Rechenschritte) pro Sekunde - fast die doppelte Leistung der bisherigen Nummer eins.

Auf den zweiten Platz verwiesen wurde die Anlage "Titan" des Herstellers Cray, das vom US-Energieministerium in Oak Ridge (Tennessee) unter anderem für Material- und Klimaforschung sowie für Nuklear-Simulationen genutzt wird. "Titan" war mit einer neuartigen Architektur vor einem halben Jahr an die Spitze gelangt. Die Leistung von 17,59 Petaflop/s bezieht das System dadurch, dass es 90 Prozent der Rechenleistung von Grafikprozessoren des Herstellers Nvidia erledigen lässt. Den Rest übernehmen Mehrkern-Prozessoren von AMD. Grafikprozessoren sind vor allem dafür ausgelegt, einfache Rechenaufgaben besonders schnell abzuarbeiten.

Europas stärkster Rechner

China war mit dem Vorgängermodell Tianhe-1A schon einmal im November 2010 auf den ersten Platz der Liste gekommen. Die neue Anlage wurde an der Universität für Verteidigungstechnologie gebaut und soll im Supercomputerzentrum in Guangzho ihren Dienst aufnehmen. Betrieben wird der Rechner ausschließlich mit Prozessoren von Intel. Neben Xeon-Chips nutzt "Milky Way" auch Xeon Phi-Koprozessoren, die Intel erst vor sechs Monaten auf den Markt gebracht hat. Japan platziert seinen K-Computer von Fujitsu auf Rang vier, die USA dominieren die Top Ten mit insgesamt vier Anlagen. Wie China ist auch Deutschland unter den Top Ten mit zwei Anlagen vertreten: JUQUEEN im Forschungszentrum Jülich, der leistungsstärkste Rechner Europas, findet sich auf Platz sieben; das IBM iDataplex-System in Leibniz auf Platz neun.

Hauptsächlich Intel-Prozessoren im Einsatz

80,4 Prozent der Anlagen aus den Top 500 laufen inzwischen mit Prozessoren von Intel. Leistungsfähige Chips schafften die Möglichkeit, wichtige wissenschaftliche Forschungen auch in Zukunft weiter voranzutreiben, sagte Intel-Manager Rajeeb Hazra. Ohne die großen Fortschritte beim Supercomputing wäre heute vieles in Forschungsbereichen wie der Hirnforschung, Energie- und Klimaforschung, im Gesundheitswesen, aber auch in manchen Industrien nicht möglich. Der Einsatz von Rechenleistung in kommerziellen Bereichen nehme enorm zu. Dass heute etwa neue Auto-Modelle detailreich und realistisch an Computern entworfen werden können, dürfe die gesamte Branche verändern. (APA/red, derStandard.at, 17.6.2013)