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Michael Applebaum, Bürgermeister

Foto: Reuters/Muschi

Montreal - Der Bürgermeister von Kanadas zweitgrößter Stadt Montreal ist am Montag wegen Betrugs- und Korruptionsverdachts vorläufig festgenommen worden. Einem AFP-Reporter zufolge holten Polizisten Michael Applebaum am frühen Morgen in seiner Wohnung ab. Ermittlern zufolge soll er als Stadtratsmitglied für zwei Immobiliengeschäfte in seinem Bezirk zwischen 2006 und 2011 illegale Provisionszahlungen in sechsstelliger Höhe kassiert haben. Weitere Festnahmen seien in den kommenden Tagen zu erwarten.

Insgesamt werden Applebaum 14 Rechtsverstöße vorgeworfen, zu denen auch angebliche Scheingeschäfte und Veruntreuung gehören. Seine Festnahme markiert den vorläufigen Höhepunkt einer Korruptionsaffäre, die Montreal seit mehr als einem Jahr in Atem hält und schon zum Rücktritt des vorigen Bürgermeisters Gerald Tremblay im November führte. Anti-Korruptions-Einheiten der Provinz Quebec ließen im Februar das komplette Rathaus von Montreal und acht andere öffentliche Einrichtungen für eine Razzia räumen.

Tremblay soll von illegaler Parteienfinanzierung im Zusammenhang mit öffentlichen Bauaufträgen und Wahlkampfausgaben gewusst haben, bestreitet aber bis heute jegliches Fehlverhalten. Mit Applebaum, einem früheren Immobilienmakler, übernahm erstmals ein englischsprachiger Bürgermeister die Amtsgeschäfte in Montreal, der größten Stadt in der frankophonen kanadischen Provinz Quebec. Sofort nach Bekanntwerden seiner Festnahme am Montag ordnete der Stadtrat die Nominierung eines Nachfolgers binnen 30 Tagen an. (APA, 17.6.2013)