Budapest/Bratislava - Wegen Beihilfe zur Tötung tausender Juden im Zweiten Weltkrieg hat Ungarns Justiz Anklage gegen den mutmaßlichen Nazi-Kriegsverbrecher Laszlo Csatary erhoben. Da der Fall des 98-Jährigen außergewöhnlich sei, müsse nun binnen 90 Tagen ein Prozess gegen ihn beginnen, teilte die Staatsanwaltschaft am Dienstag mit.

Csatary soll in den Jahren 1941 bis 1944 maßgeblich an der Deportation von 15.700 Juden aus dem Ghetto Kaschau (Kosice) in der heutigen Slowakei in Konzentrationslager Nazi-Deutschlands mitgewirkt haben.

Lange in Kanada

Nach dem Krieg lebte Csatary unbehelligt unter falschem Namen in Kanada. Als die Behörden im Jahr 1995 seine wahre Identität herausfanden, floh er in seine ungarische Heimat. Im Jahr 2011 machte das Simon-Wiesenthal-Zentrum in Jerusalem die ungarischen Behörden auf seinen mutmaßlichen Aufenthaltsort aufmerksam. Csatary steht an der Spitze der meistgesuchten NS-Verbrecher des Wiesenthal-Zentrums.

Im vergangenen Juli wurde Csatary schließlich in der Hauptstadt Budapest festgenommen und steht seither dort unter Hausarrest. Csatary war bereits im Jahr 1948 in der damaligen Tschechoslowakei in Abwesenheit zum Tod verurteilt worden. Im April wandelte die slowakische Justiz das Todesurteil gegen ihn in eine lebenslange Haftstrafe um. (APA, 18.6.2013)