Die berühmtesten Aufnahmen des 90-jährig verstorbenen Jazz-Gitarristen Johnny Smith entstanden für das Label Roost und wurden von Mosaic Records neu aufgelegt.

Cover: Mosaic Records

Für seine eleganten Akkord-Soli wurde Jazz-Gitarrist Johnny Smith ebenso gerühmt wie für seine klar strukturierten Melodielinien. Mit Einspielungen wie seiner Komposition "Moonlight in Vermont", aufgenommen mit einem Quintett, zu dem auch Saxofonist Stan Getz gehörte, etablierte sich Smith Anfang der 1950er-Jahre als Fixgröße in der Jazz-Szene New Yorks, wo er regelmäßig im legendären Club Birdland auftrat. Als Sideman ging Smith in dieser Zeit unter anderem mit den Bands von Count Basie und Stan Kenton auf Tournee.

 

1922 in Birmingham, Alabama, geboren, brachte sich Smith das Gitarrenspiel weitgehend selbst bei, nachdem er die Gitarrenpioniere Charlie Christian und Django Reinhardt im Radio gehört hatte. Bereits in den 40er Jahren machte er sich als vielseitiger Gitarrist einen Namen, der als Musiker im Orchestergraben bei Aufführungen mit Dirigenten wie Arturo Toscanini ebenso überzeugte wie als Interpret von Jazz-Standards.

Bis heute bewundert wird Smith für Improvisationen, die ob ihrer zwingenden Logik wie durchkomponiert wirken. Smiths berühmteste Einspielungen, in denen der Gitarrist seine Meisterschaft sowohl als Begleiter von Musikern wie Stan Getz als auch als Leader unter Beweis stellte, erschienen in den 50ern beim Label Roost und wurden 2002 von Mosaic Records als 8-CD-Set neu aufgelegt.

 

Unter den Roost-Einspielungen findet sich mit "Walk Don't Run" auch Smiths berühmtester, erstmals 1954 veröffentlichter Song. Zum internationalen Hit, dessen Tantiemen ihm durch magere Zeiten helfen sollten, wurde die Komposition fünf Jahre später in einer vereinfachten und gleichzeitig beschleunigten Surf-Gitarren-Version von The Ventures. Die Instrumentalgruppe war durch eine Coverversion von Chet Atkins auf die Komposition aufmerksam geworden.

Smith selbst hatte New York und der Jazz-Szene bereits 1958 den Rücken gekehrt, als er sich nach dem Tod seiner zweiten Ehefrau als alleinerziehender Vater nach Colorado Springs zurückzog. Er eröffnete ein Musikgeschäft, gab Gitarrenunterricht und arbeitete mit Gitarrenfirmen wie Gibson zusammen, die von ihm entworfene Gitarrenmodelle herausbrachten. Am 11. Juni starb Smith zu Hause an den Komplikationen infolge eines Sturzes, wie sein Sohn John III. nun bekanntgab. Er wurde 90 Jahre alt. (glicka, derStandard.at, 18.6.2013)