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Grafik: APA

Wien/Wals/Madrid - Der mitten in der Sanierung steckende Baukonzern Alpine braucht in Summe weitere 400 Mio. Euro von seinen Geldgebern. Dieses Faktum präsentierte das Unternehmen am Montag im Rahmen eines großen "All-Lenders-Meeting". "Die Stimmung war nüchtern, aber positiv", sagte Alpine-Chef Arnold Schiefer.

Erst Anfang März hatten die Banken, wie berichtet, auf 150 Mio. Euro ihrer Schulden verzichtet und die spanische 100-Prozent-Eigentümerin FCC hatte eine Liquiditätsspritze von 250 Mio. Euro zugesagt. Jetzt klopft die Alpine - laut Eigenangaben "ein letztes Mal" - um Finanzhilfen in gleicher Höhe an. Derzeit steht die Alpine bei den Banken mit rund 450 Mio. Euro in der Kreide.

Anpassungsbedarf

Grund für den groben Anpassungsbedarf ist der im Restrukturierungsplan vorgesehene, aber noch nicht gelungene Verkauf von lukrativen Töchtern wie Alpine Energie, Hazet Bau und SUE (Special Underground Engineering), zu der u. a. die GPS Engineering gehört. Der Verkauf hätte heuer bereits rund 200 Mio. Euro einspielen sollen. "Der Verkauf ist weiterhin geplant - allerdings mit weniger Zeitdruck", heißt es nun. Die Alpine habe für all ihre Töchter Interessenten, wollte sich aber im Preis nicht zu sehr drücken lassen. Die Veräußerungen will Schiefer nun über den Sommer abwickeln.

"Wir haben den Business-Plan überprüft und überarbeitet und sehen, dass wir das für Jahresende angepeilte Ziel nicht halten können", erklärte er. In Zahlen: Für heuer waren 80 bis 100 Mio. Euro Verlust vor Steuern vorgesehen. "Nach den jetzigen Schätzungen sind wir um mehr als 80 Mio. Euro vom Plan entfernt", räumte Schiefer ein. Die (schlechten) Ergebnisse kämen vor allem aus Südosteuropa und Deutschland.

Neue Risiken

Hintergrund der neuesten Hiobsbotschaften: Die nochmalige Durchleuchtung der Bilanz 2012 dürfte weitere Risiken zutage befördert haben, die schon 2012 wirksam hätten sein müssen. "Ich möchte eine transparente Bilanz für 2012", sagte Schiefer, der erst seit 2. April auf seinem Posten ist. Vorläufigen Berechnungen zufolge hat die Alpine im Vorjahr einen Verlust nach Steuern von knapp 450 Mio. Euro eingefahren.

Eng könnte es nun auch für die Alpine-Investoren werden. Denn die Juristen des Baukonzerns prüfen, "inwieweit auch bei den Anleihegläubigern ein Beitrag zu holen ist oder nicht", kündigte der Alpine-Chef an. Eine nachhaltige Sanierung der Gruppe sei ohne Beteiligung der Anleihegläubiger kaum vorstellbar, hieß es. Die Alpine hat derzeit Anleihen im Volumen von 290 Millionen Euro ausgegeben.

Würden diese Financiers tatsächlich bluten müssen, hieße das für den österreichischen Steuerzahler noch nichts, erklärt Wolfgang Peschorn, Präsident der Finanzprokuratur. Die Republik haftet zwar für den Konzern - aber "nur" zu 50 Prozent für zwei Konsortialkredite in der Höhe von 300 Mio. Euro. Der Staat hängt derzeit also mit rund 150 Mio. Euro in der Alpine, diese Summe würde im Falle einer Pleite des Baukonzerns schlagend dann auch schlagend werden.

Ein Bankkredit wird derzeit auch von der Justiz geprüft. Die verstaatlichte Hypo Alpe Adria Bank hat der Alpine nämlich im September 2012 noch einen Überbrückungskredit von 25 Mio. Euro gewährt. Damals ging es der Gesellschaft schon schlecht - was ein anonymer Anzeiger zum Anlass nahm, eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft Klagenfurt einzubringen.

Der Verdacht dahinter: Untreue. In der Anzeige ist die Rede von einer " Kreditvergabe an ein offenbar mit Liquiditätsproblemen ringendes Unternehmen", das zudem von "mangelhafter beziehungsweise zweifelhafter Bonität sei". Es sei davon auszugehen, dass zum Zeitpunkt der Kreditvergabe keine ausreichenden Sicherheiten gegeben waren und klar sein musste, dass der Kredit nicht bedient werden könne.

Kredit für Kredit

In der Bank erklärt ein Sprecher zum einen, dass man diese Anzeige nicht kenne. Zum anderen sei der Kredit "nach allen Vorschriften und auf absolut sinnvolle Weise gegeben worden". Es habe sich um Geld für die Rekapitalisierung einer ausländischen Alpine-Tochter gehandelt, die wiederum einen wesentlich höheren Kredit bei einer Hypo-Tochter hatte. Mit anderen Worten: Dieser "Überbrückungskredit" soll zur Sicherung des noch viel höheren Kredits gedient haben.

Dass der Kredit damals auch noch verlängert worden sei, habe den Abmachungen mit den anderen Banken entsprochen. Eine Fälligstellung hätte die Sanierungsgespräche für die Alpine gefährdet. (gra, bpf, APA, DER STANDARD, 19.6.2013)