Bild nicht mehr verfügbar.

Auch wenn es nicht ganz den Anschein hat: Anton Polster (rechts Assistent Oliver Lederer) ist im Oberhaus angekommen.

Foto: APA/Fohringer

Audiovisuelle Eindrücke von Toni Polster.

Maria Enzersdorf - Der Hutschenschleuderer ist anscheinend zu Hause geblieben. Weder auf der Bank beim Trainingsauftakt, noch danach, bei seiner eigenen Präsentation im überfüllten Pressebesenkammerl des FC Admira Wacker, saß Toni Polster, der Entertainer, der Dancing Star. Da saß vielmehr Herr Anton Polster im feinen Zwirn - trotz seiner 49 Jahre ein Jungtrainer, der seine erste Chance bekommt im Oberhaus, wenn auch nur im österreichischen.

"Wir", sagte der Novize, "haben eine schlechte Saison hinter uns." Damit meinte der ehemalige Torjäger natürlich nicht sich und den SC Wiener Viktoria, den er innert zweier Saisonen von der Oberliga über die Stadtliga in die Regionalliga Ost geführt hatte, und bei dem ihm Andreas Reisinger folgt.

Polster meinte die Admira, er sprach von 69 Gegentoren in der verwichenen Saison, die auch die beste Offensive nicht hätte kompensieren können, sprach aber auch von den großen Fußstapfen, in die nach Dietmar Kühbauers Abgang zu steigen sei, von der fantastischen Arbeit, die sein 42-jähriger Vorgänger, ein Kollege in der Trainerausbildung und davor ein Mitspieler in der Nationalmannschaft, geleistet habe.

Gespräch unter Freunden

Polster, dem Oliver Lederer (35) assistieren wird, der mit den Amateuren der Admira in der Regionalliga mehr als bloß reüssierte, hat Kühbauer über sein Engagement in der Südstadt "in Kenntnis gesetzt. Wir hatten ein gutes Telefongespräch. Er hat mir viel Glück gewünscht und wird uns sicher die Daumen drücken."

Wo Kühbauer keine Perspektiven mehr sah, sieht Polster gute Möglichkeiten, junge Spieler zu entwickeln, "bei einem Verein, der immer einen tollen Nachwuchs hatte". Dass bei entsprechend erfolgreicher Entwicklung Spieler verkauft würden, wie in der vergangenen Saison Philipp Hosiner oder Marcel Sabitzer, sei der Lauf der Dinge. "Leute wie Hosiner sind eben für einen Verein wie die Admira nicht zu halten. Dass sie für andere interessant werden, ist eine Auszeichnung."

Darauf, was erreichbar sei, in der einen Saison, die ihm vorerst gegeben ist, wollte sich Polster nicht festlegen, wohl aber darauf, dass er eine kompakte Truppe heranziehen werde, die "voller Herz und Leidenschaft" spiele, die "schwer zu schlagen", gar "zäh wie Leder" sei.

Ja, Polster ist nicht immer geschmackssicher. So auch nicht, wenn er angibt, dass er wegen der matten Entlohnung als Trainer beim monatlichen Blick aufs Gehaltskonto stets ein kleines, persönliches Griechenland erleben werde. Wohl auch deshalb entsagt er seiner Kolumnistentätigkeit für die Zeitung Österreich nicht, die seine Beförderung selbstplaudernd exklusiv meldete.

Nichts zur Liga-Lage

Seitens der Admira hätte er sich im Boulevard weiter auch über die Liga verbreitern können, "aber Konkurrenten zu beurteilen, steht mir nicht zu, denke ich, glaube ich, weiß ich".

Polster weiß auch um die Chance, die sich ihm nun bietet. Dafür habe er sich mit nur einem Urlaubstag beschieden. "Da war ich in Schönbrunn und habe mir die neugeborene Giraffe angesehen. Das ist die Wahrheit."

Ebenso wahr sei, dass er der Austria, seiner Austria, für die er einst 120 Tore schoss, das Desinteresse am Trainer Polster nicht krummnehme. " Ich hätte das hier auch vorgezogen, wenn ich ein Angebot von der Austria gehabt hätte", sagte er, ohne mit der Wimper zu zucken.

So oder so sei es, abgesehen von der geringen öffentlichen Aufmerksamkeit, vom gewiss nur moderaten Druck, viel schwieriger, im Unter- als im Oberhaus als Trainer zu wirken. "Bei Wiener Viktoria gab es keine Sauna, kein Entmüdungsbecken." Allein der großartige Job, den der in der Südstadt für Rasenpflege Zuständige ausübe, sei mit Geld nicht zu bezahlen. "Deshalb probieren wir es gar nicht erst", sagte Polster und lächelte. Da hat der Hutschenschleuderer - eine gereifte Verkörperung - ganz kurz doch noch bei der Admira vorbeigeschaut. (Sigi Lützow, DER STANDARD, 19.6.2013)