Bis 2025 sollen Astronauten auf einem Asteroiden landen. Kandidaten wurden bereits gefunden.

Foto: Illu.: Nasa/JPL

NASA-Chef Bolden: "Tun Dinge, die nie zuvor gemacht wurden."

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"Warum ein Asteroid? Warum nicht einfach zum Mond zurückkehren?" Diese Frage bekomme er oft gestellt, sagt NASA-Chef Charles Bolden, um sie gleich zu beantworten: "Es stimmt, die Technologie für die Asteroidenmission ist noch nicht entwickelt, im Gegensatz zur Technologie, um zum Mond zu gelangen. Wir sind dabei, Dinge zu tun, die niemals zuvor gemacht wurden. Das ist das Markenzeichen der NASA."

Charles Bolden, ehemaliger Astronaut und 2009 von US-Präsident Barack Obama als Administrator der US-Raumfahrtbehörde eingesetzt, war am Dienstag auf Einladung des UN-Komitees für die friedliche Nutzung des Weltalls (COPUOS) in Wien - und stellte dabei die Pläne der NASA vor, einen Asteroiden einzufangen und als Sprungbrett für eine bemannte Mars- Mission zu nutzen.

Die Idee, auf einem Asteroiden zu landen, schwirrt schon lange herum, doch seit Obama im April grünes Licht gegeben hat, rückt das Ziel näher. Der erste Schritt dabei ist es, einen Asteroiden zu identifizieren, zu charakterisieren und in eine Umlaufbahn des Mondes umzuleiten.

"Der ideale Asteroid hat einen Durchmesser von sieben bis zehn Metern, ein Gewicht von etwa 500 Tonnen und muss relativ stabil in seiner Rotation sein", erläuterte Bolden. "Wir haben bereits drei Kandidaten in dieser Größe. Wir suchen aber auch nach größeren Asteroiden, um weitere Möglichkeiten auszuloten."

2017 soll ein Roboterschiff starten, um den ausgewählten Asteroiden einzufangen. 2021 soll er schrittweise in Richtung Mondorbit umgeleitet werden. "Der Transport kann ein bis eineinhalb Jahre dauern", sagte Bolden. 2025 sollen die ersten Astronauten mit dem Raumschiff Orion den Felsen besuchen, um Proben zu sammeln. Dabei spielt auch die europäische Raumfahrtagentur ESA eine wichtige Rolle: Sie stellt das automatische Transferfahrzeug ATV zur Verfügung, das als Servicemodul für Nachschub sorgen wird.

Die Mission werde noch in diesem Sommer ausformuliert, sagte Bolden, die Ziele stehen aber schon jetzt fest: Einerseits sollen Methoden gefunden werden, um den Planeten vor verheerenden Asteroideneinschlägen zu schützen, wie sie zuletzt im Februar über Russland niedergingen. "Asteroiden sind Naturkatastrophen, gegen die wir bisher nichts ausrichten können. Wenn wir einen kleinen Asteroiden umgelenkt haben, können wir uns fragen: Können wir dasselbe mit einem möglichen Killer der Zivilisation tun? Wir müssen verhindern, dass wir zu Dinosauriern werden", sagte Bolden.

Auf der anderen Seite soll der Asteroidenfang dazu dienen, jene Technologien zu entwickeln, die den Menschen in die Tiefen des Weltalls bringen könnten. Die Schwerlastrakete Space Launch System (SLS) soll dabei ebenso getestet werden wie die Orion-Kapsel. "Wir sind auf dem Weg zum Mars", zeigte sich Bolden überzeugt, Obamas Ziel, in den 2030er-Jahren Menschen zum Roten Planeten zu schicken, zu erreichen. Die größte Herausforderung ist vorerst die Entwicklung eines leistungsfähigen Ionenantriebs. Ein solcher solar-elektrischer Antrieb, an dem die NASA derzeit arbeitet, ist nötig, um einen Asteroiden in andere Bahnen zu ziehen. "Wir wissen noch nicht, wie wir Energie in großem Maßstab erzeugen können", räumte Bolden ein. "Je größer die Solarzellen, desto komplexer ist es, sie kompakt zu transportieren."

Ist der Asteroid aber erst einmal in Erdnähe, bleibt er für 100 Jahre in einer stabilen Umlaufbahn, sagte Bolden: "Das gibt den Menschen Zeit zu überlegen, was sie damit anstellen wollen." Noch sei vieles ungeklärt, etwa ob es so etwas wie einen rechtlichen Anspruch auf Asteroiden gibt.

Der NASA-Chef betonte denn auch die Notwendigkeit einer "globalen Kooperation" bei der Erforschung des Alls. Den Erdorbit und Flüge zur Internationalen Raumstation ISS wolle die NASA aber der wachsenden privaten Raumfahrt überlassen: "Dann können wir uns auf die nächste Generation der Flüge in den Deep Space konzentrieren." (Karin Krichmayr, DER STANDARD, 19.6.2013)