Bild nicht mehr verfügbar.

Das Netz von Abgasstreifen am Himmel zeugt davon, dass Kohlendioxid und Stickoxide aus den Flugzeugmotoren ihr Scherflein zur Klimaerwärmung beitragen.

Foto: APA/dpa

Emissionen, die einer Klimawirkung von 4,2 Tonnen CO2 entsprechen, werden bei einem Flug von Wien nach Bangkok und retour pro Passagier ausgestoßen, errechnet das Portal arktic.de, bei dem man Emissionen durch Unterstützen von Klimaschutzprojekten ausgleichen kann. Das entspricht in etwa dem jährlichen CO2-Ausstoß pro Kopf der Thailänder.

Flugreisen bringen jede persönliche CO2-Bilanz aus dem Lot, zeigt jeder einschlägige Internetrechner. Allerdings sind sie nur einem sehr kleinen Teil der Weltbevölkerung vorbehalten. Insgesamt sind nur zwei Prozent der menschengemachten CO2-Emissionen auf den Flugverkehr zurückzuführen. Die Klimawirkung, zu der weitere Prozesse wie die Entstehung von Zirruswolken durch Abgase beitragen, liegt bei 14 Prozent.

Bereits 2008 fanden sich die EU-Kommission und die europäische Luftfahrtindustrie zu einem Public-Private-Partnership zusammen, das die Forschung im Luftfahrbereich voranbringen sollte. Innovationen im Rahmen der Clean-Sky-Initiative sollten bis 2020 CO2-Ausstoß und Lärmpegel der Luftfahrzeuge halbieren und die Stickoxidemissionen um 80 Prozent reduzieren. 1,6 Milliarden Euro werden bis 2013 etwa in Leichtbau und effizientere Antriebstechnik, in neue Elektronikkonzepte und Technologien für Flügel und Rotorblätter oder Recyclingkonzepte gesteckt.

Österreich ist bisher in 23 Projekte involviert, sagt Daniel Jokovic, Programmreferent für den Luftfahrtbereich bei der Forschungsförderungsgesellschaft FFG. 13 Projekte werden von heimischen Einrichtungen koordiniert. Um die Effizienz der komplexen Konstruktionen von Passagiermaschinen oder Helikoptern zu steigern, zählt jedes Detail, illustriert etwa das Clean-Sky-Forschungsvorhaben der Tiroler Firma Alpex.

Das Unternehmen ist darauf spezialisiert, Werkzeuge für Compositebauteile herzustellen. Im konkreten Fall geht es um eine Wartungsklappe von Turbinen des Luftfahrtkonzerns Eurocopter. Auf der Innenseite der Klappe wird es bis zu 250 Grad warm, dagegen liegt die Temperatur an der Außenseite bedingt durch die Flughöhe bei minus 30 Grad, erklärt Bernhard Rittenschober, Projektverantwortlicher bei Alpex.

Die Innenabdeckung der Klappe muss den Temperaturunterschied überstehen, ohne schnell in Mitleidenschaft gezogen zu werden. "Einerseits untersuchen wir die Hochtemperatur-Harzsysteme auf ihre Eignung. Andererseits kümmern wir uns um ein formgebendes Werkzeug, auf dem die Druckstücke aufgebracht werden, eine Druckmembran, die das Harz verpresst, und ein flexibles Oberwerkzeug", so Rittenschober.

Ziel eines derartigen Projekts sei, das Bauteil so effizient produzieren zu können, dass eine Serienproduktion möglich sei. Die leichten Kunststoffe verringern den Energieverbrauch. Der Rumpf des neuen Airbus A350, der vor wenigen Tagen den Jungfernflug absolvierte, besteht etwa zu mehr als 50 Prozent aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff, was Treibstoffeinsparungen bringen soll. Alpex hat für den A350 die Werkzeuge für die Herstellung der Landeklappen gefertigt.

Für Ritterschober ist die "gerichtete Forschung" von Clean Sky mit ihren klaren Zielen ein gutes Instrument. Allerdings: Die klima- und lärmrelevanten Ziele des Programms können den Experten zufolge voraussichtlich nicht erreicht werden, zumindest nicht bis 2020. Mit dem Auslaufen der Initiative soll dafür Clean Sky 2 mit einem neuen Budget von 3,6 Milliarden Euro und neuen Zielen folgen, diesmal bis 2050: 75 Prozent weniger CO2-Ausstoß im Vergleich zum Jahr 2000, Stickoxid- Reduktion um 90 Prozent, Lärmminderung um 65 Prozent. (Alois Pumhösel, DER STANDARD, 19.6.2013)