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Was können Gärtner nun tun, um möglichst viele Marienkäfer im Garten zu haben?

Foto: AP/Joerg Sarbach

"Ach was musste man oft von bösen Schädlingen hören oder lesen. Wie zum Beispiel hier von diesen, welche Laus und Milbe hießen." Man geht davon aus, dass Wilhelm Busch 1864, als er Max und Moritz schrieb und zeichnete, diesen alten Volksreim im Kopf hatte und zu seinen Zwecken leicht veränderte. Laus und Milbe trugen also indirekt zum Welterfolg von Max und Moritz bei. Applaus!

Aber warum machte man sich seinerzeit Gedanken über Laus und Milbe, und das mitten im Deutsch-Dänischen Krieg? Ganz einfach: weil sie Feinde waren. Die Feinde in den Gärten aller feinsinnigen Menschen. Heutzutage ist der Reim nicht mehr gebräuchlich. Laus und Milbe, so vernimmt man, habe man dank der Nützlinge in den Beeten gut im Griff. Daher wollen wir doch einmal zwei Nützlinge vor den Vorhang bitten, und fangen gleich mit den Marienkäfern an.

Käfalan

Ein Marienkäfer schlüpft im Frühjahr als Larve aus seinem Gelege, welches Muttern, die den Winter als Erwachsene gut überlebt hat, auf blattlausverdächtige Triebe gelegt hat. Neugierig auf das Leben und gierig vor Hunger frisst der Larv in den anstehenden vier Wochen mehrere Hundert Läuse und Milben. Das muss erst einmal verdaut werden, und diese Gelegenheit nützt die Marienkäferlarve gleich zur Verpuppung. Das dauert rund eine Woche, und schon schlüpft der fertige Käfer aus seiner Puppenhaut, sucht sich wen zum Verpaaren, und möglicherweise geht sich noch eine zweite Generation Käfer im laufenden Jahr aus.

Auch die erwachsenen Käfalan, wie man in Celovec-Umgebung zu ihnen sagt, ernähren sich von Blattläusen. Was können Gärtner nun tun, um möglichst viele Marienkäfer im Garten zu haben? Sich bilden, wäre dazu der erste Vorschlag. Dann erfährt man nämlich, dass die Käfer auf dem Boden in verrottendem Laub, in hohen Gräsern und Moosen überwintern. Dort finden sie den notwendigen Schutz, um dann im Frühjahr ihr Gelege in bereits befallene Triebe zu legen. Wer also im Winter seine Laubhaufen liegen lässt, wer für unaufgeräumte Ecken und Winkel im Garten sorgt, wird reichlich Marienkäfer ernten. Wer jedoch das Laub am Kompost ganz nach Schule mit einer Schicht Erde bedeckt, tötet dabei mitunter eine ganze Kolonie an Käfern. Also Obacht!

Blattläuse zählen

Nicht vorenthalten sollte man das Wissen, dass der Siebenpunkt-Marienkäfer am 12. Dezember 2005 von Wolfgang Methling - ehemaliger Umweltminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern - und der Österreichischen Entomologischen Gesellschaft zum Insekt des Jahres 2006 erklärt wurde.

Ein weiterer Kollege aus der Gruppe der Nützlinge ist die Schwebfliege. Das sind jene Gesellen, die so tun, als wären sie wehrhafte Bienen oder Wespen. In Wahrheit handelt es sich nur um leckende Fliegen, die keiner Fliege was zuleide tun. Von den unzähligen Schwebfliegenarten gibt es in etwa zweihundert, deren Larven sich auf den Verzehr von Blattläusen spezialisiert haben. So eine Larve verzwickt ung'schaut hundert Läuse pro Tag. Man kann sich ausrechnen, wie viele Schwebfliegenlarven es braucht, um 7.709.277.730.000 Blattläuse zu verzehren. Falls wer fragt, was der Autor dieser Zeilen so macht, wenn er Zeit hat: Er zählt Blattläuse.

Im Unterschied zu Marienkäfern haben es die Schwebfliegen auch im Winter gerne warm und ziehen über die Alpen gen Süden. Die kühlere Jahreszeit verbringen sie zum Beispiel in den schönen Gärten entlang des Como- und Gardasees. Schwebfliege müsste man sein. (Gregor Fauma, Rondo, DER STANDARD, 21.6.2013)