Wien - Sie heißen Bhedford, Sorminglake oder Baikwell, es gibt knapp 70 davon, und sie befinden sich alle auf der veröffentlichten Liste von Offshore-Konstruktionen mit Bezug zu Österreich: Die Rede ist von der Lighthouse Unternehmensberatung mit Sitz am Wiener Franz-Josefs-Kai 53/16 und ihrem Netz an steuerschonenden Briefkästen. Ihr Geschäftsführer Mark Kalyagin ist für den Standard nicht zu sprechen. Er befinde sich im Ausland, heißt es.

Kalyagin hat eine bemerkenswerte Geschichte: Das Firmenbuch weist ihn seit 2003 als Geschäftsführer von Lighthouse aus. Kalyagin war zuvor bei der RZB tätig. Seit "mehreren Jahren" sei er aber nicht mehr für das Spitzeninstitut des Raiffeisen-Sektors tätig, heißt es in der Bank. Seit wann genau, wurde am Dienstag noch eruiert. Und Verbindungen der RZB oder der Raiffeisen Bank International zu Lighthouse gebe es keine, erklärte eine Sprecherin.

Wie berichtet hat u. a. auch der mit Gas reich gewordene ukrainische Unternehmer Dmytro Firtash Gelder via Wien auf Briefkästen geparkt. Ihm werden enge Verbindungen zur Raiffeisen nachgesagt. Eine Gesellschaft der Finanzgruppe fungierte einst als Treuhänder von Firtash.

Diskrete Veranlagung

Keine Zweifel bestehen daran, dass Lighthouse - Eigentümerin ist eine fast gleichnamige Gesellschaft mit Sitz in Malta - vor allem reichen Bürgern der früheren Sowjetunion und aus Osteuropa bei der diskreten Geldveranlagung behilflich ist. Das bestätigt der Prokurist des Beraters, Christian Sumann, gegenüber Ö1. Die Kunden wählten das Lighthouse-Angebot vor allem, um das Vermögen vor einem "unrechtmäßigen Zugriff" osteuropäischer Behörden zu schützen.

Außerdem diene die Verschleierung der wahren Firmeneigentümer etwa dem Schutz vor feindlichen oder gar kriminellen Firmenübernahmen. Ziel der Osteuropäer sei es meist, ihr Geld in ihren Heimatländern zu reinvestieren, aber auch Österreich profitiere durch Steuereinnahmen, so Sumann.

Das Netzwerk könnte noch größer sein, als die Daten der Offshore-Leaks- Plattform zeigen. Laut News bestehen 40 weitere Offshore-Firmen im Dunstkreis des Beraters. Darauf finden sich etwa die Namen von zwei Chefs eines der größten kasachischen Kupfer-, Gold- und Zinkbergbauunternehmen. Auch Familienmitglieder der beiden Oligarchen hatten offenbar von Wien aus Offshore-Firmen gegründet.

Sumann betont, dass die Konstruktionen völlig legal seien. In Wien gebe es zahlreiche andere Juristen, die auf "steuerschonende Investitionen" spezialisiert sind. Offshore-Gründungen seien mittlerweile seltener geworden, es gebe dafür andere "neue Lösungen und Ansätze". (as, DER STANDARD, 19.6.2013)