Der historische Ortskern wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Der Bürgermeister von Hallstatt hat Unterstützung des Bundesheeres angefordert. Mehr Bilder von den Unwetterschäden in Hallstatt.

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Insgesamt rund 150 Bewohner in 30 Häusern sind von den Schäden betroffen.

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Am Mittwochvormittag waren die Aufräumarbeiten bereits voll im Gange.

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Hallstatt – Katastrophenalarm in Hallstatt nach dem schweren Unwetter und dem Murenabgang von Dienstagabend. Die Freiwillige Feuerwehr war tags darauf mit allen verfügbaren Kräften im Einsatz, um den historischen Ortskern von Schlamm und Geröllmassen zu befreien, wurde jedoch der Lage nicht Herr. Für Mittwochabend und Donnerstag sind im Salzkammergut zudem die nächsten Gewitter angekündigt.

Die 900-Einwohner-Gemeinde im inneren Salzkammergut verfügt nämlich nur über zwei Dutzend Einsatzkräfte. Deshalb erhielten sie Unterstützung aus den benachbarten Orten Obertraun und Bad Goisern. Trotz schwüler Hitze reisten aus der Umgebung noch freiwillige Helfer an. Doch auch die rund 100 Helfer konnten die Aufräumarbeiten nicht allein bewältigen. Deshalb forderte Bürgermeister Alexander Scheutz (SPÖ) das Bundesheer an. 100 Soldaten rückten zum Assistenzeinsatz aus. Das Zentrum von Hallstatt wird noch mindestens drei Tage für Touristen gesperrt bleiben.

Immer wieder hatte sich Dienstagabend über dem Kessel von Hallstadt das Gewitter mit starkem Regen und Hagel gedreht. Die Unwetterwolken zogen über keine der Bergketten ab, sondern blieben hängen. "Auf einmal sind ­Bäche an Stellen aus den Felsen herausgekommen, wo dies noch nie der Fall war", beobachtete Scheutz . Und plötzlich schoss mit einer derartigen Wucht ein Sturzbach samt Geröll und Treibgut über den Markplatz, dass sogar historische Pflastersteine aus dem Boden gerissen wurden. Die Schlammlawine zog dann weiter durch 30 Häuser, darunter ein Hotel. 150 Personen mussten in Sicherheit gebracht werden.

Unwegsames Gelände

Oberhalb des Ortes hatte eine Verklausung des Mühlbaches zu dem Murenabgang geführt. Seitdem fließt der Mühlbach durch den Weltkulturerbe-Ort. Die Verklausung zu beseitigen, damit das Wasser wieder in das eigentliche Flussbett zurück kann, gestaltete sich am Mittwoch jedoch extrem schwierig, denn das Gelände ist sehr unwegsam, die Gassen in Hallstatt sind eng. "Ein Einsatz von schwerem Gerät ist nicht möglich, das muss alles händisch gemacht werden", erklärte Scheutz. Dass der Hallstätter See über das Ufer steige, sei man ja schon gewohnt. "Mit dem Bach haben wir nicht gerechnet", meinte der Bürgermeister.

Auf rund eine Millionen Euro schätzt Oberösterreichs Gemeindelandesrat Josef Ackerl (SPÖ) den entstandenen Sachschaden an den Häusern, Straßen und Brücken. Er selbst war Augenzeuge des Murenabgangs gewesen, da er Dienstagabend einen Termin mit dem Bürgermeister in Hallstatt gehabt hatte. Der Landesrat sicherte dem Ort schnelle Hilfe zu. Für das, was der Katastrophenfonds nicht übernehme, komme sein Ressort auf, versprach er. Erst vor zwei Wochen bei der Hochwasserkatastrophe war Hallstatt wegen Überschwemmungen drei Tage gesperrt.

Nach dem Unwetter vom Dienstag sind auch auf die Pass-Gschütt-Bundesstraße (B166) im Gemeindegebiet von Gosau zwei Muren abgegangen. Die Straße wurde dabei auf einer Länge von etwa 80 Metern teilweise bis zu vier Meter hoch verschüttet. Sie musste gesperrt werden. Gosau kann vorerst nur über Salzburg erreicht werden. (Kerstin Scheller/DER STANDARD, 20.6.2013)