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Die Augen der Finanzwelt schauen nach Washington, wo Fed-Chef Bernanke und Kollegen über die US-Geldpolitik entscheiden.

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Janet Yellen ist die Top-Favoritin auf Bernankes Nachfolge.

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Washington - Gebannt blickt die Finanzwelt nach Washington, wo am Mittwoch der nächste Zinsentscheid der US-Notenbank Federal Reserve veröffentlicht wird. Wieder einmal wollen die Investoren wissen, welchen Kurs die Fed in den kommenden Monaten einschlägt. Die zentrale Frage lautet: Wann beginnt Fed-Chef Ben Bernanke die Schleusentore zu schließen und läutet damit das Ende der beispiellosen Geldflut ein?

Viele Anleihe-Investoren glauben inzwischen, dass Bernanke schon bald zum Rückzug blasen wird. Langjährige Beobachter der US-Geldpolitik sind sich da allerdings keineswegs sicher.

Langsame Schritte

Jan Hatzius, Chefökonom von Goldman Sachs, rechnet erst für den Herbst mit einer entsprechenden Ankündigung: "Unsere Erwartung ist immer noch, dass eine langsame Rücknahme der Anleihe-Käufe durch die Fed Ende 2013, Anfang 2014 am wahrscheinlichsten ist."

Auch Michael Schumacher, Zinsstratege bei der UBS, sieht die Märkte auf dem Holzweg, wenn diese auf baldige Schritte der Fed spekulieren. "Wir sind der Meinung, dass das eine komplette Fehlinterpretation und sehr unwahrscheinlich ist."

Monat für Monat 85 Milliarden Dollar

Behält Schumacher recht, würde Bernanke also noch einige Zeit Monat für Monat um 85 Milliarden Dollar (64 Milliarden Euro) Staatsanleihen und Immobilienpapiere kaufen und so noch mehr Geld in die nach wie vor lahmende Wirtschaft pumpen. Von seinem Ziel, die Arbeitslosenrate auf 6,5 Prozent oder besser noch darunter zu drücken, ist er ohnehin noch weit entfernt.

Bernanke steht in den kommenden Wochen und Monaten vor der vielleicht schwierigsten Kommunikationsaufgabe seiner Amtszeit. Bereitet er die Märkte ungenügend auf die nächsten Schritte vor oder sorgt er für Missverständnisse, drohen Turbulenzen.

Nach einer Anhörung im US-Kongress vor einem Monat hatten Experten kritisiert, mit seinen Worten habe Bernanke nicht gerade für Klarheit gesorgt und Spekulationen an den Märkten ausgelöst.

Frau könnte erstmals Fed vorstehen

Mindestens genauso wichtig wie Bernankes Aussagen in den nächsten Wochen dürften Wortmeldungen seiner Stellvertreterin Janet Yellen werden. Denn die Anzeichen mehren sich, dass Bernanke nach Ablauf seiner zweiten Amtszeit Anfang 2014 den Hut nimmt.

Yellen gilt als Top-Kandidatin für seine Nachfolge. Einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters zufolge gehen nahezu alle wichtigen Ökonomen davon aus, dass die 66-Jährige die erste Frau an der Spitze der Federal Reserve wird.

Sie gilt wie Bernanke als geldpolitische "Taube" - also als Notenbankerin, die lieber mit Mini-Zinsen für Wachstum sorgt und den Arbeitsmarkt stimuliert, anstatt auf die Bremse zu treten. Sollte sie das Rennen machen, könnte die geldpolitische Wende noch geraume Zeit auf sich warten lassen. (APA, 19.6.2013)