Wien - Pedanten könnten sagen, da ist ein Trojanisches Pferd im neuen "Times Higher Education 100 Ranking Under 50" (Grafik unten) der weltweit besten jungen Universitäten, das sich jung gibt, aber in Wirklichkeit doch zu den sehr alten gehört: Die Medizin-Uni Wien beschert Österreich heuer neben der Uni Linz, die bei der ersten Ausgabe des THE-Rankings der unter 50-jährigen Unis 2012 die einzige Uni Österreichs in der Bestenliste war, eine zweite Nominierung - und wird als die jüngste Uni im Ranking genannt. Die formal erst knapp neun Jahre alte Medizin-Uni Wien ist auf Rang 49. Formal jung ist sie, weil sie 2004 per Umwandlung bzw. Ausgliederung aus der 1365 gegründeten Universität Wien entstanden ist.

Die 1966 gegründete Uni Linz (JKU) rutschte heuer von Platz 41 auf 64 ab. Die Linzer sind trotzdem "höchst zufrieden", sagte JKU-Vizerektorin für Forschung, Gabriele Kotsis, zum STANDARD: "Wir haben das nicht erwartet, da wir bemerkt haben, dass insbesondere die asiatischen Jung- Unis stark im Vormarsch sind." Es sei "ganz klar, dass wir bei steigenden Studierendenzahlen und gleichbleibenden Budgets nicht besser werden können", kritisiert Kotsis: "Die Forderung an die Politik ist, mehr Geld für Wissenschaft und Forschung bereitzustellen, um international weiterhin wettbewerbsfähig bleiben zu können."

Diese Einschätzung teilt auch Ranking-Herausgeber Phil Baty: "Die asiatischen Unis zeigen großes Potenzial, die Dominanz des Westens herauszufordern." China und Indien sind übrigens nicht vertreten. Es ist Südkorea, das auch heuer auf Platz eins ist mit der Pohang University, das Korea Advanced Institute of Science and Technology hat sich von fünf auf drei vorgearbeitet. Taiwan ist asiatische "Top-Nation", "Hongkong sticht hervor" mit vier Top-40, Singapur hat aufregende Aussichten.

Baty sieht in der Liste der jungen Wilden daher auch eine "Warnung an westliche Regierungen", die die wirtschaftlichen Erfolge basierend auf den alten, ruhmreichen und führenden Elite-Unis ernten, "ohne in die Zukunft zu investieren: Durch Investitionen, Innovation und strategische Vision waren die ostasiatischen Nationen in der Lage, Weltklasseinstitutionen rasch aufzubauen - und viele Länder folgen ihnen."

Zu Österreich sagt Baty, dass zwar die hiesigen alteingesessenen Unis im THE-World-University-Ranking nicht gut abschneiden, aber die Liste der jungen Unis "sollte Hoffnung geben für die Zukunft", sie zeige, "dass es eine Menge Potenzial gibt", aber auch scharfe Konkurrenz: "Das Ranking ist voll mit aufstrebenden Unis aus sich entwickelnden Nationen, die ihre Ressourcen auf den Aufbau von Weltklasse-Unis fokussiert haben." (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, 20.6.2013)