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Das Taliban-Büro in Doha.

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Grafik: DER Standard

Doha/Kabul/Neu-Delhi - Eine hohe Mauer umgibt das sandsteinfarbene Gebäude. "Politisches Büro des Islamischen Emirats von Afghanistan", steht laut Medien in Arabisch auf einem Schild. Im Diplomatenviertel von Katars Hauptstadt Doha haben die Taliban nun ein offizielles Büro eröffnet. Und nicht nur das: Die Militanten geben plötzlich Pressekonferenzen und sogar TV-Interviews.

Nach fast zwölf Jahren Kampf und zehntausenden Toten schicken sich die USA und die Taliban an, über Frieden zu verhandeln. Bereits am Donnerstag könnten die Gespräche offiziell starten, berichtete die Washington Post. Es gehe darum, eine "friedliche und politische Lösung" zu finden, meinten die Taliban. Und das neue Büro solle den "Dialog zwischen den Taliban und der Welt" sicherstellen.

Ein Ende des Blutvergießens bedeutet dies nicht. "Es gibt jetzt keinen Waffenstillstand. Die Angriffe werden parallel zu den Friedensgesprächen weitergehen", sagte Mohammed Sohail Shaheen vom neuen Taliban-Büro. Nur Stunden später beschossen die Taliban den US-Stützpunkt Bagram mit Raketen. Vier US-Soldaten wurden getötet.

Karsai fühlt sich ausgebootet

Dennoch stellen die Gespräche einen ersten Hoffnungsschimmer dar. Allerdings fühlt sich Afghanistans Präsidenten Hamid Karsai von den USA ausgebootet und brüskiert. Er werde die Gespräche boykottieren, solange die USA nicht Afghanistan die Federführung überließen, erklärte er. Es sollten zunächst aber ohnehin nur Vertreter Washingtons die Taliban treffen.

Erzürnt suspendierte Karsai Verhandlungen mit den USA über ein Abkommen, das die US-Militärpräsenz am Hindukusch nach 2014 regeln soll. Vor allem der offizielle Status und der Name des Taliban-Büros hat ihn verärgert. " Islamisches Emirat" hieß Afghanistan unter dem Taliban-Regime von 1996 bis 2001.

Noch am Dienstag hatte Karsai angekündigt, Afghanistans Hoher Friedensrat werde nach Doha reisen, um mit den Taliban Gespräche zu führen. Die Taliban wollen aber mit den USA verhandeln, da sie Karsai nur als Marionette Washingtons sehen.

US-Präsident Barack Obama dämpfte Hoffnungen auf rasche Erfolge bei den Gesprächen. Es werde ein langer, steiniger Weg. Schon vor 18 Monaten stand das Büro in Doha kurz vor der Eröffnung. Doch dann scheiterten die Vorgespräche, als Obama im Wahlkampf einen avisierten Gefangenenaustausch abblies. In ihrer Stellungnahme erklären die Taliban jetzt, dass sie "die Macht nicht monopolisieren" wollen, sondern für eine Regierung aus allen beteiligten Gruppen eintreten. (Christine Möllhoff, DER STANDARD, 20.6.2013)