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Nicht alle Trafiken sind gleichzeitig Lotto-Annahmestellen, aber viele. Und jene, die es sind, wollen nicht mehr zurück und beobachten mit Argusaugen, wo überall sonst noch Lotto gespielt werden kann. Das Glücksspiel ist nach dem Zigarettenverkauf die zweitwichtigste Einnahmequelle der Trafikanten, noch vor dem Verkauf von Zeitungen und Zeitschriften.

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Wien - "Alles ist möglich". So lautet der Werbespruch der Lotterien. Den Trafikanten, die bisher die zentralen Anlaufstellen für das Ausfüllen und Abschicken von Lottoscheinen in Österreich waren, wird das langsam unheimlich. Alles sollte nicht möglich sein, meint dazu der Fachverbandsobmann in der Wirtschaftskammer, Peter Trinkl - und fordert die Rücknahme von zusätzlichen Annahmestellen.

Der Streit zwischen Trafikanten und dem Management der Österreichischen Lotterien besteht schon länger. Das Tochterunternehmen der Casinos Austria AG hat bereits im Vorjahr angekündigt, die Zahl der Lotto- Annahmestellen von etwa 3500 auf mehr als 5000 zu erhöhen. Seit Jänner dieses Jahres werden neben Trafiken vor allem Postämter und Tankstellen nachgerüstet.

150 Trafiken gefährdet

Das allein sei schon schmerzhaft genug, meint Trinkl. "Was uns aber besonders stört und letztlich das Fass zum Überlaufen gebracht hat, ist der Umstand, dass man sich auch nicht mehr scheut, in stark frequentierte Lagen zu gehen." So haben die Lotterien etwa im Einkaufszentrum G3 in Gerasdorf bei Wien eine Annahmestelle aufgesperrt - in einem Café.

Durch diese Annahmestelle allein seien mehr als 20 Trafiken im Umkreis von wenigen Kilometern gefährdet. Insgesamt sieht der Trafikantenobmann durch die Ausweitung der Lotto-Annahmestellen österreichweit etwa 150 der rund 2500 Mitgliedsbetriebe in ihrer Existenz bedroht.

Umsatzbringer Glücksspiel

Der Grund: "Das Glücksspiel ist neben dem Zigarettenverkauf unser zweitwichtigstes Standbein, gefolgt von Zeitungen, Zeitschriften und allem anderen", sagt Trinkl. "Mit dieser Aktion verlieren wir Umsätze und Deckungsbeiträge." Wenn Trafiken zusperren müssten, sei dies auch für die Nahversorgung eine Katastrophe. Abgesehen davon würde eine erkleckliche Zahl von Menschen mit Behinderung, die bei der Zuteilung von Trafiken einer alten Tradition folgend bevorzugt behandelt werden, ihren Arbeitsplatz verlieren.

Trinkl fordert die Schließung der Annahmestelle im Einkaufszentrum Gerasdorf und will auch eine Kartellklage nicht ausschließen. Er präferiere aber eine außergerichtliche Einigung: "Was bringt es, wenn das Gericht in zwei Jahren entscheidet; dann sind schon einige Trafiken zu."

Bei den Lotterien versteht man die Aufregung nicht. "Wir gehen dorthin, wo die Kunden uns suchen, also auch an stark frequentierten Orten", sagte Lotterien-Sprecher Martin Himmelbauer dem Standard. Durch die Ausweitung der Annahmestellen erwarte man mittelfristig ein Ertragsplus von 15 bis 30 Prozent.

Druck im Sozialministerium

Trafikantenobmann Trinkl bezweifelt das: "Der einzige Treiber des Geschäfts ist der Jackpot. Wenn viel Geld im Topf liegt, füllen viel mehr Leute Lottoscheine aus."

Trinkl will nun Druck auch im Sozialministerium aufbauen, damit die Anliegen der Trafikanten mehr Gehör finden, wie er sagt.

Bei den Lotterien weist man darauf hin, dass im Zuge der Ausweitung von Lotto-Annahmestellen auch gut 200 Trafiken mit neuen Geräten bestückt werden. In etwa 100 davon arbeiteten Menschen mit Behinderung. Die letzten Arbeiten finden in Niederösterreich statt. Bis Ende Juni soll das Projekt abgeschlossen sein. (Günther Strobl, DER STANDARD, 20.6.2013)