Sie wurde vom Familienclan der Koplowitz gezielt für den Generationenwechsel an der Spitze der FCC (Fomento de Construcciones y Contratas), der spanischen Mutter des insolventen Baukonzerns Alpine, vorbereitet - und trat diesen Posten just in stürmischen Zeiten an. Esther Alcocer Koplowitz ist die Enkelin des jüdisch-deutschen Emigranten Ernesto Koplowitz Sternberg, der bereits 1952 den Grundstein für den Weltkonzern legte, der nach 1990 aus der Fusion von zwei Konzernen hervorging. Ihre Eltern sind der betuchte Unternehmer und Investor Alberto Alcocer sowie Esther Koplowitz Romero de Juseu - ihrerseits FCC-Mehrheitseigentümerin, eine der wohlhabendsten Frauen Spaniens und Gräfin des Hauses Peñalver. Den Adelstitel beansprucht auch Esther Alcocer seit geraumer Zeit gerichtlich.
Die heute 40-Jährige studierte Jus an der renommierten Madrider Privatuniversität San Pablo CEU und absolvierte an der Management- Kaderschmiede IESE Business School Unternehmensführung. Erst im Jänner dieses Jahres folgte sie dem Manager Baldomero Falcones nach, der zuvor fünf Jahre an der Spitze der FCC gestanden, aber bei Alcocers Mutter in Ungnade gefallen war.
Zuvor bekleidete Alcocer zahlreiche hohe Posten innerhalb der FCC und deren Tochtergesellschaften. So war sie in England für FCC Environment, aber auch in Österreich im Aufsichtsrat der Alpine Holding sowie der A.S.A. Abfall Service AG tätig. Aktuell ist sie auch noch in den Führungsetagen dreier weiterer FCC-Sorgenkinder, nämlich Cementos Portland Valderrivas, Realia und Globalvía vertreten.
Esther Alcocer blieb, verglichen mit ihrer Mutter und ihren Schwestern Alicia und Carmen - mit denen sie karitative Stiftungen unterhält und oft Society-Events beehrt -, bis zu ihrer Berufung als FCC-Präsidentin von der spanischen Klatschpresse weitgehend unbeachtet. Deshalb ist über ihr Privatleben nicht viel bekannt, außer dass sie vor zwei Jahrzehnten Pablo Santos Tejero heiratete, dessen Familienclan neben dem Bauunternehmen Santos auch zahlreiche Hotels in Spanien besitzt.
Und sie ist Mutter dreier Kinder - Alicia, Esther und Pablo. Eines der drei wird wohl eines Tages in die Fußstapfen von Esther Alcocer treten. Die Voraussetzung dafür ist freilich, dass es ihr gelingt, den mit acht Milliarden Euro verschuldeten Konzern über Wasser zu halten und wieder in profitable Gewässer zu steuern. (Jan Marot, DER STANDARD, 20.6.2013)