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Mit der Insolvenz droht der Alpine der Todesstoß: Partner könnten profitable Baustellen übernehmen, die schlechten blieben bei der insolventen Gruppe, die einst Mayreder zukaufte.
Dass sich die Alpine auf sehr dünnem Eis bewegt, war schon lange klar. Doch nach dem Schuldenschnitt im Mai und dem neuerlichen Auftauchen von Finanzlöchern war man einer zweiten Rettung am Montag sehr nahe gekommen. Alpine hatte mit der spanischen Mutter FCC und den Banken eine Vereinbarung unter Dach und Fach gebracht, die den weiteren Kapitalbedarf von 400 Millionen Euro abdecken sollte. Doch am Dienstag, an dem Tag sollten bereits 21 Millionen Euro fließen, war alles anders.
Das Management der Alpine rund um Vorstandschef Arnold Schiefer wurde "vonseiten der FCC (erst) um die Mittagszeit davon informiert, dass die noch am Vortag gewährten Zusagen nicht erfüllt werden können", beschreibt der Baukonzern die Gründe für die am Mittwoch angemeldete Insolvenz. Die FCC relativiert diese Darstellung und meint, dass nicht alle beteiligten Banken im Boot gewesen seien. Zudem wurde befürchtet, dass es auch mit einem zweiten Rettungseinsatz nicht getan sein könnte.
So entschied man sich für die Insolvenz, die es in sich hat – sind doch Haftungen und Schulden weit höher als bisher angenommen. Zu den Passiva von 1,712 Milliarden kommen noch Eventualverbindlichkeiten von 850 Millionen Euro hinzu. Macht unter dem Strich 2,562 Milliarden an Gesamtpassiva, womit die Pleite an die Spitze der Nachkriegsinsolvenzen rückt.
"Dramatischer Wertverfall"
Dazu kam ein "dramatischer Wertverfall" bei den Aktiva, also den in der Bilanz dargestellten Vermögenswerten der Alpine, heißt es im Insolvenzantrag des Unternehmens, der dem Standard vorliegt. Diese werden mit 661 Millionen angegeben, womit die rechnerische Überschuldung 1,9 Milliarden Euro ausmacht. Dass sich das Bilanzbild in so kurzer Zeit derart verschlechtert, hängt mit den "reflexartigen" Folgen bei Insolvenzen in der Baubranche zusammen. Patronatserklärungen und Avale für zahlreiche Töchter werden dann erst sichtbar.
Es kann aber auch noch schlimmer kommen. Große Baustellen werden oft mit Partnern abgewickelt. Zumindest bei den positiven Arbeitsgemeinschaften "ist zu befürchten, dass die Antragstellerin aufgrund der Insolvenzeröffnung ausscheidet bzw. ausgeschlossen wird", räumt die Baufirma ein. Das versucht man zu vermeiden, indem kein Konkurs, sondern eine Sanierung angestrebt wird. Dazu müssen die Gläubiger aber zumindest 20 Prozent ihrer Forderungen bekommen.
Auffanglösung
Konkret soll von der Gruppe nur noch der österreichische Teil in einer Auffanggesellschaft mit 4600 Mitarbeitern bestehen bleiben. Der große Rest wird geschlossen oder verkauft. Der in der einst zugekauften Tochter Universale gebündelte lebensfähige Teil soll schon heuer einen Gewinn von 19,6 Millionen und später einen Verkaufserlös von 200 Millionen Euro bringen. Interesse für den Alpine-Rest hat bereits die Porr geäußert – hinter Strabag und dem insolventen Rivalen Österreichs drittgrößter Baukonzern.
Direkt betroffen von der Pleite sind 7500 Mitarbeiter im Inland, wie viele davon arbeitslos werden, ist noch unklar. Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) hat die Einrichtung von acht Arbeitsstiftungen angekündigt. Er befürchtet negative Auswirkungen auf Zulieferbetriebe, weil die Alpine nicht mehr zahlt oder keine Aufträge mehr vergibt.
Derzeit sollen 1300 Lieferanten einen zweistelligen Millionenbetrag ausständig haben. Auf Bankenseite sind Bank Austria und Erste Group am stärksten involviert. Dazu kommt die Republik, die auf Haftungen von 150 Millionen Euro sitzt, die jetzt großteils schlagend werden.
In Salzburg – Alpine hat ihren Sitz in Wals – versucht man, die Hiobsbotschaft mit Fassung zu tragen. Gerhard Daskiewicz Landesgeschäftsführer der Gewerkschaft Bau Holz zeigt sich vorsichtig optimistisch: "Mit der Alpine wird es weitergehen, nur nicht mehr in dieser Größe."
Am Abend meldete auch die deutsche Alpine-Tochter mit rund 1500 Beschäftigten Insolvenz an. (Andreas Schnauder/Stefanie Ruep, DER STANDARD, 20.6.2013)